Sunday 28 March 2010

Frau Doktor's Hoellenfahrt geht weiter

Im 'Die Zeit' vom 26.03.2010 geht die Demontage von Frau 'Doktor' Necla Kelek weiter. Unter dem Titel Im Schatten boeser Vorurteile wird wieder mit ihrem neuesten Pamphlet abgerechnet. Hier sind die Highlights (Hervorhebungen von mir):
Necla Kelek will sich einen Islam neu erfinden. Ihr Buch "Himmelsreise" zeigt gut, warum ihr viele aufgeklärte Muslime darin nicht folgen.
Vor Jahren, als ich eine Interviewserie mit türkischstämmigen Frauen der zweiten Generation durchführte, fragten meine Gesprächspartnerinnen immer wieder, ob ich denn Necla Kelek kenne. Ihr erstes Buch Die fremde Braut war gerade erschienen, bereits damals war sie in vielen Zeitungen und Talkshows präsent. Und mehr als eine der von mir befragten Frauen erzählte mir irritiert, dass sie an sich eine paradoxe Reaktion feststellte: »So wie Kelek auf alle Türken schimpft, hab ich das Gefühl, ich muss die verteidigen. Ich versteh selber nicht ganz, warum. Wir sind nicht mal gläubige Muslime. Aber wenn ich diese Frau reden höre, geh ich sofort in Opposition.« – »Ich würde nie ein Kopftuch tragen«, sagte eine andere. »Ich würde sogar sagen, ich bin Feministin. Aber so geht das nicht. Damit hilft sie uns überhaupt nicht!« Wer ist also diese türkischstämmige Autorin Necla Kelek, die für so viele ihrer Landsleute ein rotes Tuch ist? Die aus Menschen, die oft genug selbst an und innerhalb ihrer türkischen oder muslimischen Gemeinden Kritik geübt haben, plötzlich Verteidiger derselben macht?
Gerade hat Necla Kelek unter dem Titel Himmelsreise ihr neuestes Buch vorgelegt. Wie die früheren vier Bücher verfolgt auch dieses die Absicht, zu belegen, dass der Islam sich nie über das Stadium einer patriarchalen Stammesideologie weiterentwickelt habe, er sei ein System der »Apartheid« zur Unterdrückung der Frau. Dazu diskutiert Kelek, die Soziologin, islamische Quellen, räumt allerdings im gleichen Atemzug ein, dass es ihr nicht um die Quellen gehe. Schließlich könne sie kein Arabisch und sei keine Islamwissenschaftlerin. Das wäre auch völlig in Ordnung, stellte sie nicht im wiederum nächsten Abschnitt kühne Thesen über eben jene Quellen auf, von denen sie eben noch sagte, dass sie sie eigentlich nicht interessierten! Wenn Kelek ihren Status als Erfolgsautorin verdient hat, dann genau deswegen: weil sie eine Meisterin der unbelegten Behauptung, der sinnentstellenden Paraphrase und des aus dem Kontext gerissenen Zitats ist.
Einer Sisyphusaufgabe kommt es daher gleich, die sachlichen Fehler der Himmelsreise zurechtzurücken. Im Folgenden nur eine kleine Auswahl. Beispielsweise suggeriert Kelek, die erste verbindliche, lesbare Ausgabe des Korans stamme aus dem Jahr 1923.[...]
Geradezu kindlich muten Sätze an wie: »Frauen dürfen ins Paradies, aber dort nur in den Schatten und auch nur als Ehefrauen.[...] Wie Kelek auf die Idee kommt, die Frauen hätten im Jenseits alleine im Schatten herumzusitzen, lässt sich leider nicht eruieren, da sie stets auf Stellenangaben verzichtet; im Allgemeinen jedenfalls steht »Schatten« im Rahmen nahöstlicher Jenseitsvorstellung für etwas Positives, ähnlich wie das Wasser und die grünen Gärten. [...]
Im Grunde ist dieses Buch nur solchen Lesern zuzumuten, die sich in der Materie bereits auskennen. Alle anderen könnten seinen Inhalt für wahr halten, und das wäre fatal. Noch bezeichnender als Keleks sachliche Fehler ist allerdings, wie sie sich äußert. Vielleicht liegt hierin der Grund, warum sie so viele verprellt, die mit muslimischem Hintergrund aufgewachsen sind. Man spürt sofort, dass zu vieles nicht stimmt, dass der Tonfall zu schrill ist. Dass in diesen Büchern nicht nachgedacht, sondern gewettert wird und dass sie weniger geeignet sind, beim Leser Informationsbedürfnisse zu befriedigen, als Ressentiments zu bestätigen. [...] 
Doch auch die Frauen, die Kelek angeblich von diesen Männern befreien will, werden von ihr höchst abfällig beschrieben. »Ich stellte mich zu zwei türkischen Frauen, die sich, kopfschüttelnd und ›wah, wah‹ und ›uff, uff‹-Laute ausstoßend, auf Türkisch unterhalten.« Üblicherweise sagt man nur von Tieren, dass sie »Laute ausstoßen«. Einen respektvollen Austausch auf Augenhöhe initiiert eine solche Annäherung nicht.[...]
[...]
Damit greift sie eine rhetorische Wendung der Rechten auf, die im Internet mehrere Websites zur »Beobachtung« des Islams unterhalten. Weil es aus Sicht solcher extremer Islam-Feinde nur gewalttätigen Islam geben kann (oder darf), ist per definitionem jeder nicht gewalttätige Islam Täuschung und Lüge. Ebenso kann es für Kelek den modernen Islam, den sie angeblich fordert, noch nicht einmal ansatzweise schon geben, er müsste überhaupt erst begründet werden, argumentiert Kelek. Vermutlich durch sie. »Wir Muslime«, schreibt sie auf der letzten Seite des Buches völlig überraschend, »müssen den Zweifel zulassen und die Philosophie wieder in ihre Funktion als kritischen Dialogpartner der Religion einsetzen.« Kurz, die Welt hat nur auf Kelek gewartet, insbesondere die islamische Welt. Nach der Lektüre der Himmelsreise mit ihren hanebüchenen Verzerrungen und Gehässigkeiten versteht man allerdings, warum sich kaum ein Muslim Necla Keleks Führung anvertrauen will.
Die Autorin Hilal Sezgin hat sich mit diesem Artikel selber uebertroffen. Vielmehr bestaetigt dieser Artikel, dass Frau Doktor nicht wirklich die Musliminnen und Muslime im Sinne hat, sondern vielmehr ihre voururteilbehaftete deutsche Leserschaft, die ihre Buecher kaufen. Wenn es der Frau Doktor Kelek wirklich um die Reformation der Muslime ginge, wuerde sie eher ihre Buecher auf arabisch und tuerkisch schreiben. Denn ich bezweifele, dass die jenigen, die sie ansprechen moechte, ihre Buecher lesen und verstehen. Das hat auch Stefan Weidner, Islamwissenschaftler, in einem Interview im 3Sat schon gesagt. Zitat:
"Wenn die Necla Kelek den Islam kritisiert und das auf tuerkisch tut, hat das einen ganz anderen Stellenwert, als wenn sie es auf deutsch tut. Wenn sie es auf deutsch tut, erreicht sie in der Regel die islamische Community hier nicht, oder nur am Rande. Sie erreicht die Deutschen, die sozusagen ihre Vorurteile gegen den Islam bestaetigt fuehlen. [...]"
Das Video mit dem Titel Die neuen Hassprediger ist in der Mediathek verfuegbar.

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