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Sunday, 4 July 2010

Multikulti-Elf: Schoener Schein?

Die beiden sog. Integrationsexperten Wolfgang Bosbach (CDU) und Frau 'Doktor' Necla Kelek waren zu Gast bei Peter Hahne, um ueber die deutsche Multikulti-Nationalelf, gelungene und misslungene Integration zu reden.

Wer Frau Doktor und Herrn Bosbach kennt, kennt auch deren Argumente, die dann ungefaehr so lauten: Es gibt schon einige gelungene Beispiele fuer die Integration (siehe die deutsche Multikulti-Elf), und dann gibts die boesen muslimischen Traditionalisten, die gerne das deutsche Recht und die Sozialsysteme in Anspruch nehmen, aber gerne in ihrer Welt weiterleben moechen und den Brastwurstbiss verweigern. :)

Wer sich die Sendung antun moechte, hier ist der link.

Monday, 21 June 2010

Ein neues Sternchen am islamkritischen Himmel?

Seitdem Necla Kelek aus den Mainstream Medien aussortiert wurde, ist eine Leere entstanden, die Andere gerne versuchen auszufuellen. Sema Meray, eine 1965 in der Tuerkei geborene deutsch-tuerkische Fernseh- und Theaterschauspielerin (Tante Hatice aus der Lindenstrasse) und CDU Kommunalpolitikerin ist so eine Person. Ob sie allerdings an das gescheiterte Modell Kelek herankommt, das koennt ihre gerne selber beurteilen. Die Welt veroeffentlichte heute ihren Artikel Falsche Toleranz löst Probleme der Integration nicht:
[...]Solange wir an unserem unzeitgemäßen „Gutmenschentum“ festhalten und damit die Konfrontation scheuen, unsere Gesellschaftsprobleme anzugehen, so lange wird es kein Miteinander, vor allem nicht ein Miteinander der Kulturen geben.[...]
Man bedenke, dass Woerter wie 'Gutmensch' Standardfloskeln sind, um die differenzierten und sachlichen Kritiker zu denunzieren. Frau Meray schafft schon am Anfang ihres Artikels Tatsachen und versucht unter den etablierten Islamkritikern Fuss zu fassen.
[...]Unter dem Deckmantel der Integration wagen die Vertreter der größten Minderheit der deutschen Gesellschaft, die türkischstämmigen Muslime, den Angriff. Natürlich wird kein Politiker, der darauf bedacht ist, weiter in seinem Amt zu bleiben, öffentlich etwas gegen das Vorpreschen der Verbände und Wortführer der muslimischen Mitbürger sagen. [...]
[...]Am Beispiel von Thilo Sarrazin, der ungeniert das sagte, was viele Deutsche denken, konnte man die Massenschelte der „Ausländerfreunde“ miterleben. Wohingegen im umgekehrten Fall eine türkischstämmige, ins Ministeramt berufene Frau, noch vor ihrer offiziellen Vereidigung, die sie in den Dienst des deutschen Staates stellen sollte, frisch und frei das sagt, was viele integrationsunwillige Türken denken. Als hätten wir sonst nichts zu lösen, sollten erst einmal zum Zwecke der Gleichstellung der Religionen die Kruzifixe in den Schulen verschwinden. So ein Blödsinn![...]
Denken integrationswillige Tuerken, dass man eine Religion der anderen vorziehen sollte? Die niedersaechsische Ministerin Oezkan hat nichts anderes gesagt als das Bundesverfassungsgericht. Zudem hatte Frau Oezkan saemtliche religioese Symbole in der Schule abgelehnt, nicht nur Kruzifixe. Die Schauspielerin Sema Meray scheint nur ihren Text herunterzulesen, ohne nachzudenken.

Saturday, 19 June 2010

Ist deine individuelle Entscheidung gut fuer dich?

Meine Lieblingssoziologin Frau Doktor Kelek hat es mit dem Grundgesetz. Sie behauptet zwar, dass sie in Deutschland 'angekommen' ist (dazu gehoert auch der Genuss von Bratwurst), aber ihre Forderungen sind sehr oft mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Die Welt berichtet:
[...]Die Soziologin Necla Kelek ist für ein gesetzliches Burka-Verbot in Deutschland. Das Tragen des muslimischen Ganzkörperschleiers habe „nichts mit Religion und Religionsfreiheit zu tun“, sagte Kelek der aktuellen Ausgabe des christlichen Medienmagazins „pro“ in Wetzlar.[...] Hinter der Burka stecke eine Ideologie, so Kelek weiter. „Die Frau hat in der Öffentlichkeit nicht das Recht, ein Mensch zu sein.“ In einer Demokratie verbiete sich eine solche Sichtweise von selbst. Deswegen müsse der Gesetzgeber eingreifen, selbst wenn es Frauen gebe, die den Schleier freiwillig wählten. Der Staat habe eine Schutzfunktion. Dazu gehöre auch, dass er prüfe, „ob die individuellen Entscheidungen einer Person gut für sie sind, oder nicht“.

Ich frage mich auch manchmal, ob die invidividuellen Entscheidungen im Leben des Frau Doktors gut fuer ihre Person, und auch fuer uns waren. Aber das ist ein anderes Thema :)

Ich habe hier schon mal gegen die Burka Stellung genommen. Siehe auch hier.

Wednesday, 16 June 2010

Wie misst man die Religioesitaet eines Menschen?

Die Regierungskoalition streitet über Gesundheitsreform und Steuerpolitik. Doch auch in der Zuwanderungs-Debatte gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Parteien. Unter Leitung des Kriminologen Christian Pfeiffer legte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) jüngst eine Studie vor, die sich unter anderem mit der Gewaltbereitschaft jugendlicher Muslime beschäftigt. Der integrationspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Serkan Tören, ärgert sich nicht nur über die vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegebene Erhebung. Er kritisiert auch die Entscheidung von Innenminister Thomas De Mazière das Papier in der Islamkonferenz debattieren zu wollen.
bitte weiterlesen in der Frankfurter Rundschau

Necla Kelek ist nicht mehr Teilnehmerin der Islamkonferenz, jedoch steht sie dem Innenminister Thomas de Maziere weiterhin als Beraterin zur Seite. Mich wuerde es nicht wundern, wenn die streitsuechtige Frau Doktor den Innenminister dazu 'gedraengt' haette, diese zweifelhafte Studie in der Islamkonferenz zu debattieren (siehe hier).

Monday, 14 June 2010

Pfeiffer's Studie ueberrascht Kelek nicht

Necla Kelek (rechts) ist nicht ueberrascht ueber die neueste Studie des KFN, die sich mit der Gewaltbereitschaft der Muslime mit zunehmender Religioesitaet befasst hatte. Durch den Bericht des Kriminologen Christian Pfeiffer (links) hofft die streitsuechtige Frau Doktor auf einen Comeback, seitdem sie aus den Mainstream-Medien aussortiert wurde.

Ich muss gestehen, dass ich nicht sonderlich darueber ueberrascht bin, zu diesem Thema von Necla Kelek zu hoeren.  So eine Gelegenheit laesst sie sich nicht entgehen. Sie schreibt:
[...]Im Februar dieses Jahres, nach einem Gespräch über die Islamkonferenz mit dem Innenminister Lothar de Maizière (Anm. v. Dybth: Frau Kelek, der erste demokratisch gewaehlte und zugleich letzte Ministerpraesident der DDR heisst Lothar. Der jetzige Innenminister heisst Thomas!!), traf ich im Foyer des Ministeriums Christian Pfeiffer, den Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Er sagte, wir müssten unbedingt miteinander reden, später. „Das wird Sie interessieren“, meinte er noch und klopfte auf seine Aktentasche. Aber Christian Pfeiffer rief nicht an. [...]
Und Necla weiss heute, warum Christian sie haengen gelassen hat:
Und erst jetzt, da die Fußball-WM, die Präsidentschaftsdebatte und die Sparpläne der Regierung alle Aufmerksamkeit zu absorbieren scheinen, wird der brisante Inhalt der Pfeifferschen Aktentasche öffentlich. Liest man diesen gemeinsamen Forschungsbericht des Innenministeriums und des KFN über „Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt“, ist unschwer zu erkennen, warum. Die Eröffnung der zweiten Islamkonferenz im Mai wäre wohl, hätten alle Teilnehmer die Ergebnisse gekannt, nicht so moderat über die Bühne gegangen.[...]
So 'brisant' ist der Inhalt, dass man extra auf die Fussball-WM gewartet hat, um es zu veroeffentlichen. Man hat zudem auf den Ruecktritt von Herr Koehler gesetzt, damit die 'brisanten' Ergebnisse des Herrn Pfeiffer in Deutschland keinen Buergerkrieg ausloesen. Frau Kelek, merken Sie wie laecherlich das klingt? Mit dem Ego eines geilen Aufmerksamkeitsjunkie's scheinen Sie nicht mehr zu merken, wie realitaetsfremd Sie inzwischen geworden sind.

Den Rest des Artikels koennt ihr euch in der FAZ durchlesen. Was anfaengt wie ein spannender Thriller, wo der Undercover-Agent Pfeiffer der ehrlichen Journalistin Kelek Geheimdokumente uebergeben moechte, die so brisant sind, dass es den Untergang des Islams ausloesen koennte, artet in einer typisch kelekischen, undifferenzierten, engstirnigen Analyse des Thema's aus.

Einen guten Bericht gegen die Studie des KFN kann man im Bildblog lesen. Ich hatte mich auch schon damit hier befasst.

Wednesday, 9 June 2010

Lamya Kaddor gruendet neuen Islam-Veband

Eine grosse Anzahl von Muslimen in Deutschland fuehlt sich durch die Islamkonferenz nicht adaequat vertreten. Auf der einen Seite gibt es die konservativen Verbaende, die ca. 20 % der Muslime in Deutschland vertreten, auf der anderen Seite die selbsternannten 'liberalen', saekulaeren 'Muslime' wie Necla Kelek, die einen Islam vertreten, der lt. Meinung ihrer Kritiker nicht mehr viel mit dem Islam zu tun hat. 

Es war schon seit langem im Gespraech, dass die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (Autorin des Buches Muslimisch, weiblich, deutsch) einen eigenen islamischen Verein gruenden wird, der sich sowohl von den konservativen Verbaenden, als auch von den selbsernannten 'liberalen Muslimen' wie Necla Kelek abgrenzt. Dies ist nun mit dem Liberal-Islamischer Bund (LIB) geschehen. In der Pressemitteiliung heisst es:

Saturday, 29 May 2010

Kelek predigt aus der zweiten Reihe

Die Zeiten werden haerter fuer die sog. Islamkritiker. Das spuert sicherlich auch Frau Dr. Kelek. Bis vor kurzem war sie noch ein gern gesehener Gast in diversen Fernseh- und Radioshows, und schrieb regelmaessig in den Feuilletons der Zeitungen wie die FAZ, wie sie z.B. ihre erste Bratwurst ass, und sich dabei sehr frei fuehlte. 

Die Zeiten haben sich geaendert. Ihre Kritker melden sich vermehrt zu Wort, sie ist nicht mehr Mitglied der Islamkonferenz, und ihr letzes Buch konnte nicht an den Erfolg ihrer ersten beiden Buecher anknuepfen. Inzwischen hat man auch gemerkt, dass ihre undifferenzierten, diffamierenden Aussagen der Integration und der Zusammenarbeit mit den Migranten und Muslimen eher schadet als hilft. Sie ist ein Teil des Problems geworden. Denn sie klagte stets an, aber konnte keine Loesungen anbieten. Wenn sie mal eine Loesung anbot, dann waren diese in Bezug auf das Grundgesetzes sehr bedenklich (siehe z.B. hier und hier) .

Heute berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung verniedlichend ueber einen Vortrag des Frau Doktor's in der Hochschule fuer Juedische Studien in Heidelberg. Hier sind einige Auszuege:
Wenn die Hochschule für Jüdische Studien mit der Deutsch-Türkin Necla Kelek eine der prominentesten Islamkritikerinnen einlädt und diese dann in der Alten Aula der ehrwürdigen Universität "Über die Freiheit im Islam" spricht, darf das Publikum einen ungewöhnlichen Abend erwarten. Der begann für die rund 300 Zuhörer, darunter auch einige offenbar muslimische Frauen mit Kopftuch, am Mittwoch bereits an der Garderobe, als einige entschiedene Security-Männer freundlich, aber entschieden darum baten, Taschen und Rucksäcke doch bitte hier zu lassen. "Wir passen auch darauf auf", versprach einer.
Aufgepasst haben diese schwarz gekleideten Herren mit Knopf im Ohr dann auch auf die Referentin, die gelernt hat, mit Morddrohungen zu leben, ohne deshalb einen Millimeter von ihren - aus Sicht vieler Moslems - provokanten Thesen abzuweichen.[...]
Frau Kelek kann sich gluecklich schaetzen, eine 'Islamkritikerin' zu sein. Andere haben da nicht so viel Glueck und und werden nicht beschuetzt, wenn sie Morddrohungen erhalten.
Denn das deutsche Wort "Freiheit", das lateinische "libertas", das englische "freedom" sowie das türkische Wort "hürriyet" meinen keineswegs das gleiche. "Denn der Islam kennt die Kategorie des 'Gewissens' nicht, Allah gibt vor, was Recht und Unrecht ist", erläuterte Kelek.[...]
5 Millionen Muslime, so Necla Kelek, leben in Europa, etwa 4,3 Millionen davon in der Bundesrepublik. Nicht, was sie glauben, sondern wie sie ihren Glauben leben, bereitet einer modernen, liberalen, westlichen Gesellschaft dabei Probleme. "Wenn neunjährige Mädchen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen, wenn 15-Jährige in die Türkei verheiratet werden, zeigt das, dass der Islam nicht als Religion, sondern als Lebensform verstanden wird", erklärte Kelek [...]
Wenn das der Fall waere, dann duerfte die Mehrheit der Muslimminen nicht am Schimmunterricht teinehmen. Wenn man diesem Artikel der Sueddeutschen Zeitung glauben darf, dann sind es lediglich 7%, die dem Schwimmunterricht fernbleiben. Vielleicht kann uns die Frau Doktor auch eine Statistik vorlegen, wieviele 15-jaehrige Maedchen, die in Deutschland leben, in der Tuerkei verheiratet werden.

Da die Faelle, die Frau Kelek schildert, eher die Ausnahme sind, ist davon auszugehen,  dass fuer die Mehrheit der Muslime der Islam als Religion, und nicht als Lebensform verstanden wird. Menschen definieren sich nicht nur durch die Religion. Es gibt sehr viele andere Einflussfaktoren. Frau Kelek spielt mit dem Feuer, wenn Sie versucht, die Ausnahmen als Regel darzustellen. 
Auch das Tragen des Kopftuchs - oder noch deutlicher des Ganzkörperschleiers, der Burka, - ist für die 52-jährige Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin kein Zeichen gelebter moslemischer Religiosität, sondern Abgrenzung und Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Gegengesellschaft. "Der Islam ist der Gegenentwurf zu unserer aufgeklärten Gesellschaft", so Kelek.[...]
Gibt es einen Ausweg? Ist Hoffnung in Sicht? Durchaus, so Kelek, und die sieht sie in der Emanzipation der muslimischen Frauen. "Wenn überhaupt, werden die Frauen den Islam verändern", unterstrich sie. Necla Kelek geht diesen Weg eindrucksvoll voran, davon konnten sich alle Zuhörer überzeugen. 
Ja, der Ausweg scheint nach der Meinung der Journalistin Ingeborg Salomon die 'Muslimin' Necla Kelek zu sein. Das Problem ist, dass fast kein Muslim (ob liberal oder konservativ) diese Frau ernst nimmt. Gehoer findet sie hauptsaechlich bei denen in der deutschen Gesellschaft, die schon immer skeptisch gegenueber dem Islam und den Migranten waren. Sie wird die Muslime nicht aendern. Aber sie hat bereits die deutsche Gesellschaft mit ihren undifferienzierten Aussagen ueber die Migranten und Muslime beeinflusst. Das sieht man deutlich daran, dass Begriffe wie 'Ehrenmorde', 'Zwangsheirat', 'Frauenbeschneidungen" etc. mit dem Islam in einen Topf geworfen werden. Sie hat ja all diese Begriffe in einem Atemzug immer wieder inflationaer verwendet.

Frau Kelek ist in die 2. Liga der Islamkritiker abgerutscht. Andere moderate Stimmen haben ihren Platz eingenommen, wie man es an der Zusammensetzung der neuen Islamkonferenz sehen kann. Und das ist auch gut so!

Saturday, 15 May 2010

Kelek, Schwarzer oder Broder: unlogisch, undifferenziert und fahrlässig

29 deutsche Autoren und Wissenschaftler setzen in dem Sammelband "Islamfeindlichkeit" der angeblichen Islamkritik fundierte Sachlichkeit entgegen. Telepolis sprach mit dem Herausgeber, dem Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders.
Herr Schneiders, der Titel Ihres Bandes lautet "Islamfeindlichkeit", nicht etwa "Islamophobie". Weshalb? Der letztere Begriff beschreibt doch gemeinhin Vorurteile und diskriminierende Verhaltensweisen gegenüber Muslimen – und um nichts anderes geht es in dem Sammelband.

Thorsten Gerald Schneiders: Den Begriff "Islamophobie" halte ich für kritisch, weil er unpräzise ist. Zudem dient er beiden Seiten als Kampfbegriff. Eifernde Muslime nutzen ihn als Totschlagargument, um auch berechtigte, fundierte Kritik an ihrer Religion abzulehnen. Und die "sogenannten Islamkritiker" nutzen ihn, um alle Kritik an ihrer unsachlichen Kritik abzuschmettern und diese so durchzuboxen. Gegen dieses gegenseitige Aufeinandereindreschen wollten wir von Anfang an ein Zeichen setzen.

Zudem geht es bei dem Begriff "Phobie" um Ängste. Diese sind aber nicht immer vorhanden. Die Mitglieder der rechtspopulistischen Bürgerinitiative Pro-NRW, die unter anderem ein europaweites Minarettverbot anstrebt, wissen beispielsweise durchaus über die muslimische Religion und deren Institutionen Bescheid. Akademisch gesehen ist es ein Halbwissen, dennoch wissen sie mehr als der Normalbürger. Sie agieren also weder aus Angst noch aus Unwissenheit heraus, sondern greifen gezielt Aspekte auf, die ihnen zupass kommen, und betreiben damit eine ideologisch besetzte Propaganda.

In Ihrem eigenen Beitrag fokussieren Sie unter anderem Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek und Alice Schwarzer, die Sie als "sogenannte Islamkritiker" titulieren. Ist das nicht eine recht moderate Bezeichnung? Immerhin fallen all diese Personen doch durch Provokationen auf, die oft greller und verfälschender nicht sein könnten.

Thorsten Gerald Schneiders: Um diese und auch andere Personen genau einzuordnen, müsste man sich im Einzelnen mit ihnen und den Aspekten ihres Schaffens auseinandersetzen. Jedenfalls von den zwei- bis dreihundert Seiten eines Buches von Kelek, Schwarzer oder Broder sind sicher nicht alle komplett unsachlich und falsch. Insgesamt aber ist ihre Argumentation unlogisch, undifferenziert und fahrlässig. Sie arbeiten mit Mechanismen, die persönliche Ziele verfolgen und keineswegs im Dienst einer seriösen Kritik am Islam stehen. Weder hat einer der Genannten Islam- oder zumindest Religionswissenschaft studiert, noch ist bekannt, dass einer von ihnen Arabisch spricht. Dennoch treffen sie immer wieder theologische oder historische Aussagen.

Dessen ungeachtet schimpfen und klagen sie an, ohne dabei je Konsequenzen aufzuzeigen. Was etwa soll die Konsequenz aus Ralph Giordanos Aussage "Der Islam ist das Problem" sein? Dass man den Islam verbietet? Den Koran verbietet? Dass alle Muslime ihrem Glauben so weit abschwören, bis er zufieden ist? Dass man alle Muslime aus dem Land wirft? Die – wie ich sie nenne – "sogenannten Islamkritiker" mögen mit dergleichen Gedanken spielen, lassen aber letztlich alles offen. Eben darin liegt die Gefahr. Sie sorgen für sozialen Sprengstoff und für bewusste Polarisierung in der Gesellschaft, wenn man so will, liefern sie den Zunder für die Hetze.

Die ablehnende bis feindliche Haltung gegenüber Muslimen ist in Deutschland eindeutig vertreten, wie Jürgen Leibold von der Universität Göttigen in seinem Beitrag darlegt. Zumindest glaubten im Jahr 2005 57,9 Prozent derer, die im Rahmen des Forschungsprojektes "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" befragt wurden, dass der Islam hierzulande seine Macht ausweiten wolle. Das sind Ansichten, die auch in anderen Ländern in der westlichen Hemisphäre vorzufinden sind. Wie erklären Sie sich soviel Mainstream?

Thorsten Gerald Schneiders: Vermutlich benötigt der Mensch tatsächlich permanent ein Feindbild, um sich selbst zu definieren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion scheint sich die Rolle hier jedenfalls auf die Muslime verlagert zu haben.

Das ist auch durchaus praktisch, da sich der Islam keinem politischen Spektrum zuordnen lässt und somit als zu besetzendes Feindbild sowohl für rechte wie für linksextremistische Strömungen attraktiv ist.

Zudem ist der Islam auch hervorragend nutzbar für die persönlichen Ziele rechtspopulistischer Akteure, die einen bewusst rassistischen Auftritt scheuen. Aber "Islamkritik" ist en vogue – bisweilen wird man wird man von den sogenannten Islamkritikern in deutschen Radio- und TV-Diskussionen ja förmlich angeschrien, endlich Klartext gegen Muslime zu reden. So erhalten diese Akteure ihr Deckmäntelchen.

Hier spielt eine angeblich pathologische deutsche Zurückhaltung hinein, nach dem Motto: ‚An und für sich kritisieren wir ja nie etwas, hier aber dürfen wir endlich. Und nicht nur das –wir müssen es sogar, um auch unseren politischen Beitrag zu leisten.'

Wie der Philosoph und katholische Theologe Heiner Bielefeldt in seinem Beitrag betont, ist der Islam längst fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die Frage nach seiner echten Integration hingegen ist noch unbeantwortet. Halten Sie den von Bundesinnenminister Schäuble vorgeschlagenen islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen für einen gangbaren Weg?

Thorsten Gerald Schneiders: Muslimische Kinder bleiben hierzulande alleine zurück, während die anderen in den evangelischen oder katholischen Unterricht strömen. Sie dürfen dann Hausaufgaben machen, Nachhilfestunden nehmen oder still in der letzten Reihe sitzen. Das signalisiert ihnen: Ihr seid anders - wenn ihr Christen wärt, würdet ihr dazu gehören.

Verschärft wird das dadurch, dass sich viele junge Muslime über ihren Glauben definieren. Zwar betrachten sie Deutschland – und nicht etwa die Türkei oder andere Länder - als ihre Heimat, sehen sich aber von der Mehrheitsbevölkerung nicht akzeptiert. Also akzentuieren sie ihre Religion, auch wenn sie oft nicht einmal sonderlich religiös sind und über ihre Religion genauso viel bzw. wenig wissen wie ein Großteil der christlichen Jugend über seine. Aber ihre Religion kann man ihnen nicht absprechen.

Ein konfessioneller Unterricht würde ihnen einen fundierten Zugang zu ihrer Religion ermöglichen, ihnen deutsche Begrifflichkeiten wie etwa "Pilgerfahrt", die manche nicht mal kennen, klar machen. Es geht also auch um Bewusstmachung und Artikulation. Die Schüler können sich selbst besser kennenlernen und sich leichter zu Wort melden – was wiederum zum Dialog mit Nicht-Muslimen und zum gegenseitigen Verständnis beiträgt. Daher plädiere ich für konfessionellen Unterricht in den unteren Jahrgangsstufen und für Ethik oder Philosophie in den höheren, wenn die Schüler ihren Glauben bereits kennen.

Friday, 14 May 2010

Muslime brauchen eine Stimme, fordert Kelek

Was ist mit Frau Kelek los? Man hoert in letzter Zeit relativ wenig von ihr, und sie ist auch nicht mehr so schrill, wie man es normalerweise von ihr gewohnt ist. Hier ist ein aktuelles Interview mit ihr im DerWesten:
Sie schreiben: Es gibt keinen aufgeklärten Islam. Fallen Sie damit nicht denen in den Rücken, die daran arbeiten?
Kelek: Einzelne säkulare Muslime gibt es auf jeden Fall. Aber dass wir es irgendwo institutionell schon geschafft hätten, beispielsweise eine wissenschaftliche Islam-Auslegung zu betreiben – da kenne ich wenige Beispiele. Jemand wie der Islamwissenschaftler Bassam Tibi wurde sowohl von den muslimischen Verbänden als auch von den deutschen Medien nicht ernst genommen. Es gibt viele, die einen aufgeklärten Islam wollen, aber kaum eine Institution und keinen Verband, die diese Position vertreten könnten.
Am Montag beginnt die zweite Runde der Islamkonferenz. Wer vertritt die Muslime in Deutschland?
Kelek: Ich sehe nicht, dass irgendein Verband für „den“ Islam oder „die“ Muslime sprechen könnte. Der Islamrat und der Zentralrat der Muslime sind dubiose Lobbyisten, die sich selbst disqualifiziert haben. Der Moscheenverband Ditib sollte die Chance nutzen, unabhängig von der Türkei zu werden. Der Bedarf unter den säkularen Muslimen ist groß, es ist Zeit, dass etwas Neues entsteht.
Woher kommt dann diese Schärfe unter den liberalen Musliminnen: Die Publizistin Hilal Sezgin wirft Ihnen antiislamische Klischees und einen „zu schrillen Ton“ vor, Sie halten Ihrer Kollegin Hatice Akgün vor, „Schmonzetten vom lustigen Migrantenstadl“ zu verbreiten.
Kelek: Ja, das ist sehr schade. So kritisch wie ich an mein Thema herangehe, fühlen sich viele anscheinend nicht angesprochen oder ich überzeuge sie nicht. Ich fordere ja besonders die Muslime auf, einen kritischen Blick zu wagen. Vielen passt das nicht.
Die Bundeskanzlerin warnt vor einer Islamphobie, einer wachsenden Angst vor dem Islam – hat sie Recht?
Kelek: Sie hat, glaube ich, etwas anderes gesagt: Die Bemühungen zur Integration sollten nicht durch die Vertreter der Religion behindert werden. Wir dürfen den Islam nicht nur kritisieren, aber wir müssen die Probleme benennen, weil wir die Säkularisierung nicht schaffen, indem wir nur Harmonie und Konsens suchen.
Aygül Özkan in Niedersachen ist die erste muslimische Landesministerin. Zülfiye Kaykin sitzt in NRW im SPD-Schattenkabinett. Sind das gute Zeichen – oder bloß Alibifrauen?
Kelek: Nein, das ist großartig. Diese Musliminnen bekommen die Möglichkeit, Verantwortung zu tragen. Das sind die ersten Früchte der kritischen Debatte, die wir endlich führen, wie in Deutschland ein muslimisches Leben gelebt werden kann, welche Grenzen es gibt, welche Wege. Ich hoffe aber, dass sie von den Migranten Integration einfordern und nicht nur die Schuld der Gesellschaft zuschieben.
Ministerin Özkan hat sich mit ihrem Wunsch die Kruzifixe aus den Schulen zu verbannen, in die Nesseln gesetzt.
Kelek: Sie wollte ja vermutlich über das Kopftuch und eine säkulare Schule sprechen. Meine Meinung dazu ist klar: Das Kopftuch gehört nicht in die Schule, weder bei Lehrerinnen noch bei Schülerinnen, da bin ich ganz bei Frau Özkan.
Ich habe seit einiger Zeit das Gefuehl, dass sich Frau Kelek immer mehr der Situation anpasst. Damit meine ich, dass ihr der Wind mehr und mehr ins Gesicht blaest (in Form von Kritik), und sie deswegen anfaengt, ihre frueheren Aussagen zu relativieren. Sie versucht sich jetzt so zu praesentieren, als ob es immer ihr Ziel gewesen waere, nur eine Debatte anzustossen, und den Eindruck zu erwecken, als ob 'Erfolge', wie die Benennung der Ministerin Oezkan, mit ihr Verdienst waeren.

Frau Kelek's derzeitiges Verhalten ist mit Vorsicht zu geniessen. Sie hat schon einmal in der Vergangenheit gezeigt, dass sie eine Opportunistin ist (siehe hier) und mit dem Wind segelt, den andere machen. 

Thursday, 13 May 2010

Hat Necla Kelek die Deutungshoheit?

Ein lesenswerter Artikel von Michaele Schlagenwerth auf Berlinonline:
Vor einigen Jahren, damals tobte in den deutschen Medien erbittert der Kopftuch-Streit, wiederholte die Soziologin Necla Kelek immer wieder Folgendes: Man dürfe das Kopftuch nicht verharmlosen, man müsse sich klarmachen, dass die Frauen mit Kopftuch die Frauen, die keines tragen, für Huren halten.
Mit der Realität der "normalen" Kopftuchträgerinnen hatte das schon immer herzlich wenig zu tun. Das konnte man wissen, auch wenn man persönlich keine einzige Muslima kannte. Man musste dafür nur im Bus oder in der U-Bahn sehen, wie alte Frauen, die eine mit, die andere ohne Kopftuch, vertraut und freundschaftlich beieinander saßen oder Teenager mit und ohne Kopftuch eifrig tuschelnd ihre Köpfe zusammen- steckten.
Trotzdem wurde Keleks Behauptung fast flächendeckend von den Medien aufgegriffen. Denn sie schien, auch wenn sie mit dem Alltag der einfachen, der "normalen" Muslime nichts zu tun hatte, eine Wahrheit über "den" Islam zu enthalten. Ebenso verhält es sich seitdem mit vielen anderen Statements von Necla Kelek. So oft wie wohl keine andere wird die promovierte Soziologin von Printmedien, Radiosendern und in Fernsehtalkshows eingeladen, um zu islamischen Themen Stellung zu nehmen. Und gern wird ihr dabei das, was sie zu berichten hat, geglaubt. Etwa, dass die Islamkonferenz und der gesamte Dialog mit den Islamverbänden gescheitert sei, weil diese "zu keinem Dialog fähig sind". Und dass Integration mit dem organisierten Islam nicht gelingen kann, vor allem weil dieser nicht bereit sei, sich zu säkularisieren.

Saturday, 8 May 2010

Im Dialog auf Phoenix: Necla Kelek

Necla Kelek war gestern Abend zu Gast bei Alfred Schier in der Sendung Im Dialog auf Phoenix. Es gab kaum kritische Fragen und es hatte den Anschein, als waere es eine Dauerwerbesendung fuer Frau Kelek und ihre Hyphothesen. Die einzig erwaehnenswerte kritische Frage, die gestellt wurde, war in Bezug auf die Petition der 60 Migrationsforscher, die sich in einem Artikel in der Zeit mit den Methoden von Frau Kelek auseinandergesetzt hatten. Necla Kelek ging nicht direkt darauf ein, und der Moderator versaeumte es, weiter nachzuhaken.

In der Ankuendigung zu der Sendung heisst es:
"Aus der Wut heraus entwickelt sich die Kraft", sagt die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek. Mit dieser Kraft kämpft sie für einen modernen Islam. Sachkundig, streitbar und leidenschaftlich plädiert sie für einen Islam in Deutschland, der sich ohne Vorbehalte zum säkularen Rechtsstaat bekennt.
Hier koennt ihr euch die Aufzeichnung anschauen.

Tuesday, 4 May 2010

Wie viel Verhuellung halten wir aus, Frau Kelek?

Diese Frage stellt die Nuenberger Zeitung einigen 'Experten' aus der Szene. Die Reaktion von Frau Kelek, um die es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden ist, sieht so aus:
Die türkischstämmige Soziologin Necla Kelek warnt seit langem vor Parallelgesellschaften und einer zunehmenden Islamisierung in Deutschland. Die Debatte über ein Verschleierungsverbot hält die Autorin (»Die fremde Braut«) und Islamkritikerin in Europa für längst überfällig: »Ich bin froh, dass diesen Unterdrückungsmechanismen Grenzen gesetzt werden«, sagt sie im Gespräch mit der NZ. Man versuche, Kritik am Islam in Deutschland zu tabuisieren: »Die katholische Kirche darf jeder angreifen; sobald es aber um andere Kulturen geht, befürchtet man sofort eine zu große Einmischung.« Es müsse auch hierzulande über ein Burka-Verbot nachgedacht werden, fordert sie. Denn mit Religion habe die Körperverhüllung nichts zu tun: »Ich persönlich halte die Frauen, die sich ganz verschleiern, für Ideologieträgerinnen.«

Selbst wenn diese Muslima auf ihre Selbstständigkeit pochen: »Man muss nicht alles gut finden, was jemand freiwillig macht.« Falls jemand gerne Diener ist, rechtfertige das noch lange nicht die Sklaverei. In der Verschleierung zeige sich das für viele muslimische Gemeinden und Familien immer noch gültige patriarchaisch-hierarchische System. »Diese Communities versuchen nach ihren eigenen Gesetzen zu leben«, beobachtet die 52-Jährige mit Entsetzen. Es sei mit dem Grundgesetz nicht vereinbar, wenn dadurch Grundrechte außer Kraft gesetzt werden. Das Tragen eines schwarzen Tschadors müsse schon deshalb untersagt werden, weil es gegen das Vermummungsgesetz verstößt: »Eine Frau, die so etwas anhat, hält man für eine arme Muslima, einen Mann hingegen für einen Bankräuber oder Linksautonomen.« Vertreter des Islam weisen im Burka- und Kopftuchstreit gelegentlich auf das christliche Nonnenhabit hin. Dieser Vergleich hält einer genaueren Betrachtung allerdings nicht stand: ein Nonnenhabit bedeckt nie das Gesicht; und es wird nur von Nonnen getragen, nie aber von »gewöhnlichen« Christinnen.
Frau Kelek meint, dass man nicht alles gut finden muss, was jemand freiwillig macht. Wo setzen wir die Grenzen? Die linken Anarcho's und die rechten Skinheads zeigen ihre Ideologie auch ganz offensichtlich mit ihrem Aeusserem. Selbst ein Che Guevera T-Shirt kann schon eine Ideologie zum Ausdruck bringen. Wer entscheidet, was gut ist, und was nicht? Frau Kelek?

Frau Kelek's Aussagen sind in Bezug auf das Grundgesetz kritisch zu betrachten. Sie 'streitet' gerne und moechte die Probleme unserer Gesellschaft aufzeigen, doch leider ist sie zu beschraenkt, um auch Loesungen anzubieten, die durchfuehrbar sind, und die unsere Freiheiten nicht beschneiden. Im Grunde genommen hat Frau Kelek ein Problem nur mit dem Islam und den Muslimen. Sie zeigt es auch daran, dass sie Probleme mit Frauen hat, die freiwilig einen Kopftuch tragen, oder auch muslimische Maenner mit einem Bart. Fuer sie sind das alle 'Ideologietraeger'. Sie ist daher so blind vor Eifer, dass sie nicht bedenkt, dass das Grundgesetz die politische Ideologie eines Muslims genauso akzeptiert, wie die eines rechten Skinheads, solange sich beide gesetzestreu verhalten. 

Ich bin grundsaetzlich auch gegen die Burka (siehe hier), aber Frau Kelek's Aussagen sind wieder sehr undifferenziert und haarstraeubend, wenn es um die Umsetzung geht.

Den Rest des Artikels, wo auch Aiman Mazyek zu Wort kommt, koennt ihr hier lesen.

Sunday, 2 May 2010

Wir und ihr

Ich hab einen aelteren Artikel in der TAZ gefunden, dessen Aussage nach wie vor relevant ist. Hier ist der ungekuerzte Artikel von der Journalistin und Schriftstellerin von Dilek Zaptcioglu:
Die Debatte um Zwangsehen und Ehrenmorde hat einen rassistischen Unterton erhalten - dank Necla Kelek und anderen Stimmen, die daran das "Wesen des Islam" festmachen

In den vergangenen Woche wurden im kurdisch geprägten Südosten der Türkei drei junge Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren tot aufgefunden. Vieles deutet auf einen Mord im Namen der Ehre hin. Solche "Ehrenmorde" kommen in den modernen Zentren der Türkei so gut wie nie vor; gerade Kurdinnen in ländlichen Gebieten sind davon jedoch überproportional betroffen. Frauenrechtlerinnen in der Türkei machen dagegen schon seit Jahren mobil. Trotzdem gibt es in der Türkei keine hysterische Kampagne, die sich speziell gegen Kurden richtet. Denn türkische Frauenrechtlerinnen wissen: Das Patriarchat ist kein ethnisches Problem, und beileibe nicht nur auf Kurden beschränkt.

Natürlich haben "Ehrenmorde" und "Zwangsehen" eine besondere "Qualität". Aber Gewalt gegen Frauen ist kein spezifisch muslimisches, sondern auch ein deutsches Problem. Die erste große Studie zum Thema wurde 2002 vom Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend in Auftrag gegeben. Über 10.000 Frauen in ganz Deutschland wurden zu ihren Gewalterfahrungen befragt, türkische und osteuropäische Migrantinnen gesondert. Demnach gaben 40 Prozent der befragten, ganz "normalen" deutschen Frauen an, schon einmal körperliche oder sexuelle Übergriffe erlebt zu haben, und zwar in einer strafrechtlich relevanten Form. Bei den osteuropäischen Migrantinnen lag diese Rate bei 44 Prozent, bei den in Deutschland lebenden Türkinnen bei 49 Prozent - das ist fast jede zweite Türkin, und damit eine in der Tat unakzeptabel hohe Zahl. Dagegen vorzugehen ist also dringend nötig.

Aber wie? Sollte es nicht mehr Frauenhäuser geben? Mehr Alphabetisierungskurse, Lehrstellen, Arbeitsplätze für Frauen, damit sie unabhängig werden? Der französische Innenminister Sarkozy will immerhin, als Reaktion auf die Unruhen in den Banlieues, bis zu 15 Prozent der Studienplätze an Frankreichs Eliteunis für Einwandererkinder reservieren, um Vorbilder der Integration zu schaffen. Was aber hat Herr Schily gemacht, was schlägt Herr Schäuble vor? Wo sind die radikalen Vorschläge einer Necla Kelek, um die Frauen zu fördern?

Stattdessen prangern Necla Kelek und andere Protagonistinnen der aktuellen Debatte das vermeintliche "Wesen des Islam" an, das alle männlichen Anhänger dieser Religion zu Primitivität und Frauenunterdrückung anhielte. Sie entpolitisieren damit das Problem. Und entmutigen diejenigen, die seit je für Gleichberechtigung nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Deutschen und Migranten streiten.

Diesen Kampf haben in Deutschland gerade jene ausgefochten, die jetzt von Leuten wie Necla Kelek als naive "Gutmenschen" beschimpft werden. "Die gekauften Bräute" hieß ein Buch von Andrea Baumgartner-Karabak und Gisela Landesberger, das 1978 erschien und "Türkische Frauen zwischen Kreuzberg und Anatolien" porträtierte. "Ehrenmorde" und Zwangsehen gab es nämlich auch schon damals, leider. Aber eine Frau wie Saliha Scheinhardt, die von solchen Erfahrungen erzählte, konnte ihre autobiografisch gefärbten Bücher damals nur in kleinen, linken Verlagen publizieren. Wer sich damals für solche Geschichten interessierte, waren genau diejenigen Deutschen, die heute von Autorinnen wie Necla Kelek gerne als "Multikulti-Fanatiker" beschimpft werden. Nur - ohne sie wäre Deutschland für die meisten Einwanderer einfach nur unerträglich gewesen.

Der Mehrheit der Deutschen war es nämlich schlicht egal, ob der türkische Nachbar nun seine Frau schlug oder nicht. Das war nicht, wie Necla Kelek heute behauptet, eine Folge "falsch verstandener Toleranz", sondern eher der Ablehnung: Der Türke geht mich nichts an, denn er gehört nicht dazu. Es war gerade diese Ablehnung, der permanente Ausschluss aus der Gesellschaft, die immer mehr Migranten veranlasste, sich geistig aus Deutschland zu verabschieden. Das Heuchlerische an der aktuellen Diskussion ist, dass sich an diesem Ausschluss der Migranten aus der Mitte der Gesellschaft nichts geändert hat. Im Gegenteil: "Die Türken und wir" oder "Die Muslime und wir", dieser Diskurs wird immer lauter. Dass sich auch Migrantinnen wie Necla Kelek verbal auf eine geradezu rührende Art auf die deutsche "Wir"-Seite schlagen, ändert nichts daran, dass sie in dem konservativen und rassistischen Diskurs, den sie selbst durch ihre Empörungsrhetorik bewusst oder unbewusst reproduzieren, leider auf "unserer" Seite bleiben, nämlich der "Kanakenseite". Denn in Deutschland kann der Migrant noch so laut "Wir!" schreien - er wird immer "sie" bleiben. Vom evangelischen Bischof Huber, der uns bedeutet, einen anderen Gott zu haben als die Muslime, bis hin zu der ostdeutschen ZDF-Moderatorin, der sich über "uns" beklagt, obwohl "wir" doch schon viel länger in diesem Land leben als sie - kaum ein Protagonist der aufgeregten Debatte merkt, dass es gerade diese Grenzziehung zwischen "uns" und "ihnen" ist, die eine der Hauptursachen für die gescheiterte Integration ist.

Der türkische Psychologe Gündüz Vassaf hat in seinem Buch über türkische Arbeiterkinder in Westeuropa auf einen Fall aufmerksam gemacht, der in diesem Zusammenhang nicht nur für die Schulpsychologie relevant ist: Ein junger, dunkelhäutiger Mann, der in Afrika in den Eliteschulen des britischen Kolonialregimes erzogen wurde, geht in London ins Kino. Dort läuft "Tarzan". Doch während sich der junge Afrikaner - wie alle anderen Kinobesucher auch - mit Tarzan, dem Helden des Films, identifiziert, vermögen die weißen Zuschauer in ihm nur einen der schwarzen Wilden zu sehen, wie sie ihn von der Leinwand kennen. So ähnlich ergeht es auch vielen Türken in Deutschland: Sosehr sie sich auch assimilieren mögen - für eine Mehrheit der Deutschen werden sie immer "die Türken" bleiben.

Welche psychologischen Folgen das hat, lässt sich sehr gut in dem Buch von Sander Gilman über den "Jüdischen Selbsthass" nach lesen. Das Phänomen der aggressiven Beschuldigung der "eigenen Gruppe" gegenüber einer Mehrheit, die diese Gruppe seit je stigmatisiert, tauchte in Deutschland zuletzt vor der Machtergreifung Hitlers auf. Assimilierte oder gar konvertierte Juden zeigten damals mit dem Finger auf die neu zugezogenen Juden aus dem Osten und sagten: "Mit diesen primitiven Leuten haben wir nichts zu tun! Lasst sie nicht in unser Land!" Nun sollten die Nazis den Juden und den Konvertiten bald zeigen, wer zu ihrem "Wir"-Kollektiv gehörte und wer nicht. Diese Zeiten sind zum Glück überstanden, aber das Problem ist geblieben: Man kann in den Augen der meisten Deutschen nicht Deutscher werden - entweder man ist's oder man ist's nicht.

Solange sich daran nichts ändert, bleibt jede Empörung über den "mangelnden Integrationswillen" von Einwanderern heuchlerisch. Nur wer den Neuankömmlingen einen wirklich gleichberechtigten Platz in dieser Gesellschaft anbietet, also sein Integrationsversprechen auch einlösen kann, hat das Recht, seine Einwanderer "in die Pflicht" zu nehmen.

Monday, 26 April 2010

Italiener Europameister bei Morden in der Familie

Voralberg Online berichtet, dass die Italiener in Europe die Spitzenreiter bei Morden in der Familie sind:
[...] Der Trend sei steigend, weil die Zahl der Scheidungen immer mehr zunehme. Zu oft würden Paare in einer Phase der Krise mit ihrem Schmerz alleine gelassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Europäern erleben die Italiener eine Scheidung immer noch als Schande, Affront und nicht als Lösung für eine oft schwierige familiäre Lage, hieß es. [...]
Da die Italiener mit ueberwaeltigender Mehrheit Katholiken sind, waere es mal interessant, die 'Islamexpertin' Frau Kelek nach den Ursachen zu fragen.

Saturday, 24 April 2010

Der Tuerke schlaegt zurueck

Der Frankfurter Kabarettist Sinasi Dikmen (Foto links) schimpft über faselnde Politiker, die Ost-Türken und die Kommerzialisierung der Ausländerfeindlichkeit: 

Seit siebzehn, achtzehn Jahren nehme ich die Integrationsdiskussionen nicht ernst. Die Kaspers, wie die alle auch heißen mögen, ob Beckstein, Schäuble, Kelek, sie liefern eine Bauernkomödie auf der Bühne ab: gelernte Texte, schlecht ausgesprochen, ohne Inhalt, laute Phrasen, Wiederholungen, Diktierungen , Schuldzuweisungen, ihre persönlichen Probleme mit den Türken. Integration ist kein türkisches Problem mehr. Das ist deutsches Problem. 
[...]
Am 11. September haben die Deutschen mit Erstaunen festgestellt, dass plötzlich 3 Millionen Türken in Deutschland Moslem geworden sind. Vorher waren diese Menschen nur Türken. Die plötzliche Konvertierung dieser Unterschätzten, Hilflosen, Arbeitslosen, Mittellosen zum Islam hat Ihnen das Genick gebrochen. 3 Millionen potentielle Islamisten, die Schläfer also, werden per Fernbedienung aufgeweckt, um die deutsch- christliche Gesellschaft in die Luft zu jagen. Von FAZ bis SÜDDEUTSCHE waren alle der Meinung, die Türken sind Krebs in der deutschen Brust. Nach der Krawallen der Banlieue Kinder in Paris diagnostizierten deutscheSoziologen- Journalisten Aufstandslust bei den türkischen Jugendlichen. Diese Art von Verdächtigungsjournalismus macht mich wahnsinnig.
Da erschien im intellektuellen Himmel von Deutschland, eine Frau namens Kelek, eine Soziologin- Historikerin, Religionswissenschaftlerin, Journalistin, Schriftstellerin, Alleskönnerin, Alles Besserwisserin, ein weiblicher Karl May, nirgends selber gewesen, aber alles erlebt, gesehen und gehört, und schürte die Angst der Deutschen vor den Türken, polemisierte gegen die türkische Erziehung mit ihren klischeevollen Büchern, Bücher, die mit ihren Titeln schon alles sagen: die verkauften Bräute, die verlorenen Söhne ... die Saulusinich weiss, ich weiss, so einen Namen gibt es in der christlichen Geschichte nicht, aber der Name passt schon zu dieser Frau, die Saulusin wird Paulus-in. Halleluja! Ave Kelekum. Oder war das Selamalekum... Gut, zu ihren Gunsten muss man sagen, dass die Deutschen schon bereit waren, an die Front zu ziehen, aber dass das Kommando von einer türkischen Frau kam, bekräftigte den Kampfgeist der Deutschen. Eine einzige Frau, die angeblich nur die Wahrheit sagt, hat den Kampf gegen 60 Wissenschaftleri/nnen, die ihr unterstellt haben, unwissenschaftlich zu arbeiten, in der deutschen Journaille gewonnen. Weil sie das gesprochen hat, was die Deutschen aus dem Munde einer Türkin hören wollten, und sie nehmen ihr alles widerspruchslos ab, genauso wie die Deutschen fest an Winnetou glauben, den edlen Kämpfer, der am Ende seines Lebens das Licht erblickte und Christ geworden ist. 60 Wissenschaftler/innen waren dagegen nur Pseudowissenschaftler/innen, die keine Ahnung hatten, wovon sie redeten und schrieben, nur sie, Winnetou, Cassandra, römische Göttin der Wahrheit, Veritas in einer Person, weissagte den Untergang dieses unseres Landes Deutschland. Aus und fertig mit der Multikulturellen Gesellschaft, schrie sie, schrieb sie, sprach sie. „Stoppt die Islamisierung unserer Gesellschaft,“ schrie sie. „Wehret den Anfängen“ sprach sie, „Das Minarett ist ein Herrschaftssymbol,“ schrieb sie.

Friday, 23 April 2010

Stammtischparolen par excellence

In einem Radio-Interview des WDR war Necla Kelek zu Gast bei Diana Zulfoghari. Ihr uebliches Gerede ist ja bekannt, aber manchmal geht sie auch einen Schritt weiter. Hier ist ein Zitat der 'Islamexpertin', dass auch haette aus dem Munde eines NPD-Waehlers bei seinem woechentlichen Stammtisch mit seinen strammen Kameraden stammen koennen:
[...]
Diana Zulfoghari: Aber wenn ich das mal uebertragen sollte, und sagen wuerde, soundsoviel Prozent der Deutschen sind aus der Kirche ausgetreten, oder sind gar nicht getauft gewesen, aber auf der anderen Seite uebt die Kirche dann tatsaechlich so einen Einfluss auf ihr Leben und Kultur und Ihre Alltagsmoral aus. Das wuerde doch keiner gelten lassen das Argument. Warum soll das beim Islam gerade funktionieren?...Dass man eigentlich nicht dabei ist, und nicht hingeht, auch nicht bei hohen Feiertagen, dass dann trotzdem, dass was da gepredigt wird sozusagen, von Einfluss auf das Leben sein soll?

Necla Kelek: Aber wenn das so waere, wenn das so einfach waere, dann haetten wir diese Parallelgesellschaften nicht, und diese ganzen Probleme. 60% der tuerkischen Jungs und Maedchen schaffen keinen Abschluss. Wir haben doch Probleme...

Diana Zulfoghari: ...aber liegt das den daran, dass sie Muslime sind?

Necla Kelek: Ja. Der Islam hat eine ganz bestimmte Erziehungsvorstellung. Sie trennt die Gesellschaft in Maenner und Frauen. Und das ist nicht ueberwunden. Auch von denen nicht, die nicht in die Moscheen gehen. Wir muessen daruber ueber diesen Alltag sprechen, wie kulturell dieser Islam die Menschen nach wie vor im Koepfen und der Erziehung beeinflusst. Wenn wir das nicht tun, werden wir das Problem immer vor uns herschieben, und ueber andere Sachen sprechen, wie ANGEBLICH soziale Umstaende, ANGEBLICH soziale Gruende, die halt diese Menschen daran hindert. Aber schauen Sie sich an, wieviel fuer eine Hochzeit ausgegeben wird: 20.000 Euro, dickes Auto vor der Tuer. Und wofuer das Geld noch ausgegeben wird. Aber fuer die Bildung der Kinder, damit die Kinder Ihren eigenen Weg gehen koennen, dafuer ist ploetzlich kein Geld da.[...]

Kelek's Solidaritaet mit den Migranten

Magnus Klaue moechte in seinem Artikel Solidaritaet, wie Necla Kelek es versteht den Lesern verdeutlichen, dass Necla Kelek auf der Seite der Migranten ist. So jedenfalls klingt es, wenn man es liest:
[...]
Die Behauptung, Necla Kelek wolle sich um jeden Preis mit dem Zielpublikum der konservativen Presse gemein machen, für deren Organe sie mitunter schreibt, ließe sich bereits durch einen kurzen Blick in ihre Bücher widerlegen. Solidarisch ist sie mit den Migrantinnen und Migranten, nicht mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Allerdings bedeutet Solidarität für sie etwas anderes als für ihre verständnissinnigen Kritiker. Was sie von diesen trennt, stellt Kelek in ihrem neuen Buch Himmelsreise gleich zu Beginn mittels einer einleuchtenden Kritik am Kulturrelativismus der von ihr so genannten „verstehenden Soziologie“ klar. Als deren Anhänger gebe sich etwa der christliche Theologe Hans Küng mit seinem Vorschlag zu erkennen, die westlichen Gesellschaften müssten versuchen, „von innen zu verstehen, warum Muslime Gott und Welt, Gottesdienst und Menschendienst, Politik und Recht und Kunst mit anderen Augen sehen, mit anderen Herzen erleben als etwa Christen“.
[...]
Die Frage stellt sich natuerlich, warum die Migranten, und besonders die Migrantinnen muslimischen Glaubens, es nicht genauso sehen. Warum werden ihre Buecher hauptsaechlich von den konservativen, vorurteilbelasteten Ur-Deutschen Gesellschaft gekauft? Warum sind ihre Lesungen hauptsaechlich besucht von: Deutsch, Generation 55 plus, meist weiblich, die Herren grauhaarig?

Thursday, 22 April 2010

Giordano greift nach der Fatwa

Ich habe mir neulich die Aschaffenburger Gespraeche im Internet angeschaut. Teilnehmer der Runde waren ein hervorragender Cem Oezdemir, die verlorene Schwester Necla Kelek, der routinierte Aiman Mazyek, der ruhige Rafael Seligmann, und Ralph Giordano, der sich sehr bemuehte, eine Fatwa aufgedrueckt zu bekommen. Lest die folgenden Aussagen von Ralph Giordano:
Ralph Giordano: Das will ich Ihnen gerne sagen. Der Islam ist das Problem, ja. Das sage ich nicht von ungefähr. Das kommt aus der Tiefe meines Studiums . Ich habe es mir angetan, ich rede mich jetzt vielleicht in eine Fatwa hinein, aber das ist mir ganz egal, Ich habe es mir angetan, und habe den Koran von Anfang bis zu Ende gelesen.
[...]
Ralph Giordano: Selbst wenn ich mich in eine Fatwa hineinrede...sage ich...
[...]
Ralph Giordano: Ich möchte dieser verdammt ernsten Diskussion eine möglicherweise fatwa-verdächtige Äußerung hinzufügen: Ich wiederhole: die zentrale Frage des ganzen Problems ist die Gleichstellung der Frau. Es gibt keine Intergration ohne Gleichstellung der Frau, meine Damen und Herren. 
So sehr auch sich der Giordano bemueht hat, er hatte keinen Erfolg: Er bekam seine Fatwa bis heute nicht. Entweder haben die Fatwa-Sheikhs nicht zugeschaut, oder sie konnten ihn wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht verstehen. Gibt es den keinen Prediger einer Hinterhof-Moschee in Deutschland, der Mitleid mit dem Mann hat, und zumindest eine Mini-Fatwa ausspricht?

Herr Giordano, try harder: Probieren Sie es doch das naechste mal auf arabisch bei Al-Jazeera. Vielleicht tragen Ihre Bemuehungen endlich Fruechte, und sie koennen sich evtl. die Fatwa-Bronzmedaille eines unbedeutenden Predigers aus dem Jemen umhaengen. Nur ab Bronze ist man naemlich ein echter Islamkritiker ;)

Das Video zu der Sendung ist in der Mediathek unter Aschaffenburger Gespraeche abgelegt. Den Transkript zu der Sendung findet ihr hier.

Beherrscht Necla Kelek die Kunst der Verstellung?

Wenn sich Muslime z.B. zu der demokratischen Grundordnung, zum Grundgesetz bekennen, wird ihnen oft von Seiten der sog. Islamkritiker die Taqiyya vorgeworfen. Damit unterstellen sie den Muslimen, dass sie sich verstellen, ja sogar bewusst die Unwahrheit sagen. Zudem behaupten sie, dass diese Verstellung durch den Quran legitimiert sei. Laut Wikipedia ist die Definition von Taqiyya eine andere:
[...] die Erlaubnis, bei Zwang oder Gefahr für Leib und Besitz rituelle Pflichten zu missachten und den eigenen Glauben zu verheimlichen.
Frau Kelek hat sich in einem Ihrer Pamphlete zum Koelner Moscheestreit auch schon der eigen-definierten Taqqiya-Waffe bedient. Sie schrieb in der FAZ in ihrem Artikel Das Minarett ist ein Herrschaftssymbol:
Die Zahl der Sekten und konkurrierender Glaubensrichtungen des Islam ist kaum zu überschauen, doch wird vorgegeben, man trete gemeinsam auf und es wird die taqiyya, die Kunst der Verstellung und des Verschweigens der wahren Haltung gegenüber „Ungläubigen“ praktiziert. Die Initiatoren der Kölner Moschee sind Vertreter der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Was die Ditib in Deutschland vorführt, ist Politik im Auftrag der türkischen Regierung, nicht aber im Interesse der Muslime, die mehrheitlich zu vertreten sie jedoch vorgibt.
Heute hat Eren Guvercin einen sehr interessanten Artikel mit dem Titel Der Glaube unter Generalverdacht veroeffentlicht, in dem er u.a. die Frage stellt, ob Frau Kelek selbst die Kunst der Taqiyya beherrscht:
[...] 
"Die Frage muss erlaubt sein, ob Necla Kelek nicht vielleicht selbst Takiyya betreibt. Um ihrer Kritik einen glaubwürdigen Anschein zu geben, bezeichnet sie sich zwar als kritische Muslimin. Andererseits stellt sie wesentliche Glaubensmerkmale des Islam, den Koran und den Propheten Muhammed so radikal in Frage, dass man sich als kritischer Leser fragt, ob Frau Kelek nicht selber ihre wahren Absichten verheimlicht? „Die ‚frohe Botschaft‘ des Christentums half mir, Zutrauen zu mir selbst zu fassen, Verantwortung für mich und andere zu übernehmen. Sie half mir, mich von dem ‚Wir‘ zu lösen und ein ‚Ich‘ zu werden.“ schrieb sie in ihrem Buch Die verlorenen Söhne."
Ich bin auch schon in einigen meiner frueheren Artikel auf die Frage eingegangen, warum sich die Frau Doktor immer noch als Muslimin bezeichnet. Siehe z.B. hier.

Wednesday, 21 April 2010

Hier der gute Westen - dort die boesen Muslime

In der Sueddeutschen Zeitung hat Tanjev Schultz die Buecher der verlorenen Schwestern Hirsi Ali und Necla Kelek rezensiert. Eine sehr gelungene Rezension, die nichts schoenredet, und sehr klar die Motivation der beiden Damen analysiert. Lest selbst:
Religiöse Riten sind für Ungläubige oft schwer zu begreifen. Das enthebt niemanden der Pflicht, Toleranz zu üben. Man kann sich wundern über bestimmte Gebote einer Religion, man kann sich auch abgestoßen fühlen. Aber nicht jede religiöse Vorschrift ist gleich ein Angriff auf die allgemeinen Menschenrechte. Warum nur weigern sich Islamkritikerinnen wie Necla Kelek und Ayaan Hirsi Ali beharrlich, solche einfachen Unterscheidungen zu beherzigen?
Beide werden nicht müde, einen Kampf der Kulturen zu beklagen, zu dem sie selbst mit vollen Backen blasen. Sie attackieren den Islam für seine Ignoranz und ignorieren dabei selbst die große Vielfalt an Strömungen und Auslegungen dieser Religion. Sie machen sich unangreifbar gegen Kritik, weil sie ihren Status als Opfer einer frauenfeindlichen Religion in immer neuen biographischen Erzählungen befestigen und Widerspruch sich nun immer erst des Verdachts erwehren muss, man nehme das Schicksal dieser Autorinnen nicht ernst.