Friday 26 March 2010

Necla Kelek's Hoellenfahrt

In Die Presse wird zu zwei sehr unterschiedlichen Frauen Stellung genommen. Zum einen, Frau 'Doktor' Necla Kelek, von Beruf aus Islamhetzerin Islamkritikerin, zum anderen Lamya Kaddor, eine junge Islamwissenschaftlerin. Im ersten Teil werde ich auf Necla Kelek eingehen (hervorhebungen von mir):
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Necla Kelek, promovierte Soziologin und bekannt als Mitglied der Deutschen Islam- Konferenz, schwört sich mit ihrem Buch „Himmelsreise – Mein Streit mit den Wächtern des Islam“ gegen die islamische Orthodoxie ein, gegen die Traditionalisten, Vormünder, Überväter, Islamfunktionäre und alle Besserwisser, die nicht ihrer Meinung sind.
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Auf die kaum vorhandene andere Waagschale legt sie einen Islam, der, vage formuliert, „spirituell zu rehabilitieren“ sei – oder meint sie abzuschaffen –, was aber als bloße Worthülse ohnedies kein Gewicht erlangt. Hinzu kommen die auch historischen Erläuterungen, was den Islam – seinem Wesen nach! – als Religion und Glaubensform ausmache. Man könnte sich das gelassen zu Gemüte führen, wären da nicht Titel wie „Den Koran gibt es nicht“ oder Sätze wie „Nehmen wir einmal an, dass Mohammed gelebt hat“.
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Es ist der Stil von Kelek: Zynische Seitenhiebe, einseitige Belämmerungen und Ha-ich-habe-dich-erwischt-Analysen lassen nur auf eines schließen: Hier spricht Eiferer gegen Eiferer. Und das ist schade. Denn so wichtig ihre Auseinandersetzung, ihre Argusaugen sind, sie bleiben methodisch und sprachlich nicht differenziert genug. Und damit scheitert ihr Anspruch, die „Verwirrung zu klären“, den Islam und seine Problematik mit „Distanz, Analyse und Kritik“ zu verdeutlichen.
 
Von Anfang an durchzieht das Buch ein Mangel an Glaubwürdigkeit. Und nach 268 Seiten eines furiosen Himmelfahrtskommandos, bei dem kein gutes Haar am Koran, am Islam und an seinen Fürsprechern gelassen wurde (wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden wäre), kommt als letztes Kapitel im Buch eine Coda daher, die einen neuen Ton anschlägt: ein Aufruf zur Vereinigung der Muslime, der im Absatzrhythmus mit „Wir Muslime“ beginnt, also Necla Kelek mit einschließt, und dazu auffordert, für den Islam einzutreten, Verantwortung zu übernehmen und die Vernunft – das heißt wohl ihre – zu gebrauchen. Auch das könnte man so stehen lassen. Aber es ist letztlich dann doch unlogisch, wenn sich die Autorin zu einer Religion bekennt, die sie zuvor als definitiv integrationsunfähig und patriarchal-rückständig nicht nur gegenwartsbezogen, sondern von Grund auf verworfen hat.
Hut ab, denn man weiß am Ende nicht, was man ihr sonst abnehmen soll. Als säkularer, kultureller oder liberaler Muslim oder auch in Islamfragen unkundiger Leser – dem es allerdings nicht angeraten wäre, aus dem Buch zu zitieren – wird man die Argumentationen an einem Punkt ausblenden, sich seiner eigenen Vernunft besinnen und freudvoll selber denken. Die Wächter aber bleiben davon unberührt. 
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Die Frau Doktor hat ja ihren Titel nicht umsonst verdient. Eine gewisse Intelligenz braucht man dazu schon, wuerde man meinen. Wuerde sie sich selber nicht als Muslimin bezeichnen, koennte man ihr ja vorwerfen, dass sie als Ex-Muslimin aus Rachsucht gegen ihre ehemaligen Glaubensbrueder und Schwestern hetzt. Es wuerde auch an ihrer Glaubwuerdigkeit gezweifelt werden. Es ist doch gerade dieser 'Hauch von Legitimitaet', warum sie in diversen Talkshows als Muslimin aus dem 'Herzen des Islam' umworben wird. Eine Expertin, die weiss wovon sie spricht, sozusagen. Daher macht es schon Sinn, wenn sie von 'wir' spricht, und sich mit einbezieht.

Am Ende fragt man sich jedoch, ob das Wort 'Intelligenz' passend in diesem Zusammenhang ist. Das Wort 'Kalkuel' passt wohl eher. Gut kalkuliert Frau Doktor, und auch gut dabei verdient. Allerdings scheint sie das normal sterbliche Volk zu unterschaetzen: Immer mehr und mehr Leute stehen aeusserst skeptisch ihren Pamphlete und Verallgemeinerungen gegenueber, wie man aus den Kritiken zu ihrem neuen Buch Pamphlet sehen kann.
 

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