Saturday, 29 May 2010

Kelek predigt aus der zweiten Reihe

Die Zeiten werden haerter fuer die sog. Islamkritiker. Das spuert sicherlich auch Frau Dr. Kelek. Bis vor kurzem war sie noch ein gern gesehener Gast in diversen Fernseh- und Radioshows, und schrieb regelmaessig in den Feuilletons der Zeitungen wie die FAZ, wie sie z.B. ihre erste Bratwurst ass, und sich dabei sehr frei fuehlte. 

Die Zeiten haben sich geaendert. Ihre Kritker melden sich vermehrt zu Wort, sie ist nicht mehr Mitglied der Islamkonferenz, und ihr letzes Buch konnte nicht an den Erfolg ihrer ersten beiden Buecher anknuepfen. Inzwischen hat man auch gemerkt, dass ihre undifferenzierten, diffamierenden Aussagen der Integration und der Zusammenarbeit mit den Migranten und Muslimen eher schadet als hilft. Sie ist ein Teil des Problems geworden. Denn sie klagte stets an, aber konnte keine Loesungen anbieten. Wenn sie mal eine Loesung anbot, dann waren diese in Bezug auf das Grundgesetzes sehr bedenklich (siehe z.B. hier und hier) .

Heute berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung verniedlichend ueber einen Vortrag des Frau Doktor's in der Hochschule fuer Juedische Studien in Heidelberg. Hier sind einige Auszuege:
Wenn die Hochschule für Jüdische Studien mit der Deutsch-Türkin Necla Kelek eine der prominentesten Islamkritikerinnen einlädt und diese dann in der Alten Aula der ehrwürdigen Universität "Über die Freiheit im Islam" spricht, darf das Publikum einen ungewöhnlichen Abend erwarten. Der begann für die rund 300 Zuhörer, darunter auch einige offenbar muslimische Frauen mit Kopftuch, am Mittwoch bereits an der Garderobe, als einige entschiedene Security-Männer freundlich, aber entschieden darum baten, Taschen und Rucksäcke doch bitte hier zu lassen. "Wir passen auch darauf auf", versprach einer.
Aufgepasst haben diese schwarz gekleideten Herren mit Knopf im Ohr dann auch auf die Referentin, die gelernt hat, mit Morddrohungen zu leben, ohne deshalb einen Millimeter von ihren - aus Sicht vieler Moslems - provokanten Thesen abzuweichen.[...]
Frau Kelek kann sich gluecklich schaetzen, eine 'Islamkritikerin' zu sein. Andere haben da nicht so viel Glueck und und werden nicht beschuetzt, wenn sie Morddrohungen erhalten.
Denn das deutsche Wort "Freiheit", das lateinische "libertas", das englische "freedom" sowie das türkische Wort "hürriyet" meinen keineswegs das gleiche. "Denn der Islam kennt die Kategorie des 'Gewissens' nicht, Allah gibt vor, was Recht und Unrecht ist", erläuterte Kelek.[...]
5 Millionen Muslime, so Necla Kelek, leben in Europa, etwa 4,3 Millionen davon in der Bundesrepublik. Nicht, was sie glauben, sondern wie sie ihren Glauben leben, bereitet einer modernen, liberalen, westlichen Gesellschaft dabei Probleme. "Wenn neunjährige Mädchen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen, wenn 15-Jährige in die Türkei verheiratet werden, zeigt das, dass der Islam nicht als Religion, sondern als Lebensform verstanden wird", erklärte Kelek [...]
Wenn das der Fall waere, dann duerfte die Mehrheit der Muslimminen nicht am Schimmunterricht teinehmen. Wenn man diesem Artikel der Sueddeutschen Zeitung glauben darf, dann sind es lediglich 7%, die dem Schwimmunterricht fernbleiben. Vielleicht kann uns die Frau Doktor auch eine Statistik vorlegen, wieviele 15-jaehrige Maedchen, die in Deutschland leben, in der Tuerkei verheiratet werden.

Da die Faelle, die Frau Kelek schildert, eher die Ausnahme sind, ist davon auszugehen,  dass fuer die Mehrheit der Muslime der Islam als Religion, und nicht als Lebensform verstanden wird. Menschen definieren sich nicht nur durch die Religion. Es gibt sehr viele andere Einflussfaktoren. Frau Kelek spielt mit dem Feuer, wenn Sie versucht, die Ausnahmen als Regel darzustellen. 
Auch das Tragen des Kopftuchs - oder noch deutlicher des Ganzkörperschleiers, der Burka, - ist für die 52-jährige Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin kein Zeichen gelebter moslemischer Religiosität, sondern Abgrenzung und Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Gegengesellschaft. "Der Islam ist der Gegenentwurf zu unserer aufgeklärten Gesellschaft", so Kelek.[...]
Gibt es einen Ausweg? Ist Hoffnung in Sicht? Durchaus, so Kelek, und die sieht sie in der Emanzipation der muslimischen Frauen. "Wenn überhaupt, werden die Frauen den Islam verändern", unterstrich sie. Necla Kelek geht diesen Weg eindrucksvoll voran, davon konnten sich alle Zuhörer überzeugen. 
Ja, der Ausweg scheint nach der Meinung der Journalistin Ingeborg Salomon die 'Muslimin' Necla Kelek zu sein. Das Problem ist, dass fast kein Muslim (ob liberal oder konservativ) diese Frau ernst nimmt. Gehoer findet sie hauptsaechlich bei denen in der deutschen Gesellschaft, die schon immer skeptisch gegenueber dem Islam und den Migranten waren. Sie wird die Muslime nicht aendern. Aber sie hat bereits die deutsche Gesellschaft mit ihren undifferienzierten Aussagen ueber die Migranten und Muslime beeinflusst. Das sieht man deutlich daran, dass Begriffe wie 'Ehrenmorde', 'Zwangsheirat', 'Frauenbeschneidungen" etc. mit dem Islam in einen Topf geworfen werden. Sie hat ja all diese Begriffe in einem Atemzug immer wieder inflationaer verwendet.

Frau Kelek ist in die 2. Liga der Islamkritiker abgerutscht. Andere moderate Stimmen haben ihren Platz eingenommen, wie man es an der Zusammensetzung der neuen Islamkonferenz sehen kann. Und das ist auch gut so!

5 comments:

Selçuk said...

"Denn das deutsche Wort "Freiheit", das lateinische "libertas", das englische "freedom" sowie das türkische Wort "hürriyet" meinen keineswegs das gleiche. "Denn der Islam kennt die Kategorie des 'Gewissens' nicht, Allah gibt vor, was Recht und Unrecht ist", erläuterte Kelek."

Dass die "aufgeklärten" Menschen Ihr diesen Unsinn auch noch abkaufen, ist mehr als erstaunlich. Das deutsche Wort in diesem Kontext (!) mit „hürriyet“ zu übersetzen, ist meiner Meinung nach nicht richtig. Die richtige Übersetzung in diesem Kontext wäre „özgürlük“. Die gesamte Bedeutung könnt ihr hier nachlesen: http://tdkterim.gov.tr/bts/?kategori=verilst&kelime=%F6zg%FCrl%FCk&ayn=tam

Ah ja, ist die Frau "Doktor" mittlerweile zur Sprachwissenschaftlerin mutiert?!



"Das Problem ist, dass fast kein Muslim (ob liberal oder konservativ) diese Frau ernst nimmt. Gehoer findet sie hauptsaechlich bei denen in der deutschen Gesellschaft, die schon immer skeptisch gegenueber dem Islam und den Migranten waren."
Da bin ich ganz Ihrer Meinung.

Selçuk said...

Ich habe mir mal den Artikel mit der oben erwähnten Bratwurst herausgesucht und der folgende Auszug ist wirklich sehr amüsant:

"Bratwürste aßen nur die gavur, die Ungläubigen, denn sie bestehen meist aus Schweinefleisch - und Schweinefleisch ist haram, verboten. Ich bestellte also die Wurst und ERWARTETE, dass mit dem ersten Biss sich entweder die Erde auftat und mich verschlang oder ich vom Blitz erschlagen wurde. Die Wurst war nicht besonders lecker, aber das Entscheidende war, dass - nichts geschah."

Nun stelle ich die eine Million Euro Frage: Haram = "... entweder die Erde auftat und mich verschlang oder ich vom Blitz erschlagen ..."???



Hier noch ein Zitat:

"So wird von den Islamvereinen auch das Grundrecht „Religionsfreiheit“ verstanden, nämlich als Recht, in diesem Land dem Islam gehorchen zu dürfen. Dass diese Auffassung so ganz anders ist als unser europäischer Begriff von Freiheit, ..."

Ich habe doch das Recht mich an die Regeln des Islam zu halten oder etwa doch nicht (ganz egal ob ich es tatsächlich mache oder nicht)? Ich dachte, dass mit dies mit der Religionsfreiheit gewährleistet wird, oder stimmt das etwa nicht?!? (Ich erwarte nicht wirklich eine Antwort ;-))

Dybth said...

Selcuk,

Du versuchst doch nicht etwa, den Argumenten des Frau Doktor's mit rationalen Aussagen entgegenzutreten? Seit ich ihr Inteview in 'Sternstunde Philosophie' (ist bei mir in der Mediathek) gesehen habe, bin ich mir ueber den Geisteszustand dieser Frau sehr bewusst. :)

Selçuk said...

Das sollte man in der Tat nicht, da es reine Zeitverschwendung wäre. ;-) Schade, dass Teile der Medienlandschaft Ihre widersprüchlichen Aussagen nicht erkennen bzw. nicht erkennen wollen.

kornpicker said...

Zitat: Frau Kelek spielt mit dem Feuer, wenn Sie versucht, die Ausnahmen als Regel darzustellen.

Dass man versucht, Ausnahmen als Regel darzustellen ist inzwischen leider eher die Regel als die Ausnahme.