Wednesday, 12 May 2010

Berechtigt die Religion zur Gewalt?

In dem neuen Buch "Muslimische Positionen zur Berechtigung von Gewalt. Einzelstimmen, Revisionen, Kontroversen" hinterfragen die Islamwissenschaftler der Universität Jena die Rolle des Islams in aktuellen Konflikten. Hier sind einige Kernaussagen:
Der Islam hat ein Image-Problem. Obwohl ihn seine Anhänger immer wieder als Religion des Friedens bezeichnen, sind gerade in den vergangenen zehn Jahren viele Gewalttaten in seinem Namen verübt worden. Doch in wie weit ist es der Islam selbst, der Gewaltausbrüche wie etwa die Anschläge des 11. September legitimiert?[...]
„Muslime sehen sich schon seit einiger Zeit in einer kollektiven Opferrolle und damit in einer Selbstverteidigungssituation“, erläutert Prof. Dr. Tilman Seidensticker von der Universität Jena. „Dieses Bewusstsein, mit dem Rücken an der Wand zu stehen, ist der Schlüssel für das Verständnis der letzten Jahrzehnte“, so der Islamwissenschaftler, der das Jenaer Teilprojekt leitete. In so einer Bedrängnis sei es eher ein sozialpsychologisches als ein religiöses Phänomen, dass Muslime weltweit näher zusammenrücken.[...]
Doch ist auch der muslimische Standpunkt oft einseitig, wie der Jenaer Islamexperte weiter erläutert: „Radikale islamistische Vordenker weisen die Schuld vorwiegend dem Westen zu. Der Anteil der Muslime bestehe höchstens darin, nicht fromm genug zu sein.“[...]
[...]Auch weitere Schriftstücke beschäftigen sich mit dem Thema „Dschihad“. „Dieser Begriff geistert seit einigen Jahren durch die Medien und wird gemeinhin als ,Heiliger Krieg’ übersetzt. Seine Vielschichtigkeit ist aber nur wenigen geläufig“, sagt Seidensticker. „So gibt es auch islamische Gelehrte, die gewaltfreie Aspekte im Dschihad aufdecken.“ [...]
[...]„Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, die innerislamische Dynamik differenzierter verstehen zu können, denn hierzulande ist oft nicht einmal bekannt, dass es diese überhaupt gibt“, begründet der Experte. „Der Islam hat nicht unbedingt mehr Gewaltpotenzial als andere Religionen. Nur gelangen relativ wenige positive Nachrichten aus islamischen Ländern zu uns, dafür ist wohl die kulturelle Schnittmenge zu klein.“ 

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