Thursday 27 May 2010

Schule 2010: Rauchen Ja, Beten Nein

Das Oberverwaltungsgericht hat nun entschieden: Die Schule darf einem muslimischen Schueler untersagen, in seiner Pause auf dem Schulgelaende zu beten. 
Zur Vorgeschichte: Ein muslimischer Schueler mit deutschem Nachnamen hatte 2007 mit sieben weiteren Schuelern ca. 10 minuten lang waehrend einer Unterrichtspause in der Ecke eines Flures in seiner Schule gebetet (Er beanspruchte auch keineswegs, wie mehrfach in einigen Medien falsch berichtet, einen eigenen Gebetsraum). Die Schulleiterin fuehlte sich durch das Gebet in der Schule gestoert und wollte es verbieten. Zur Begruendung gab sie u.a. das Neutralitaetsprinzip des Staates an, und dass das muslimische Gebet 'demonstrative' sei. Andere Schueler koennten so unter Druck gesetzt werden, ebenfalls zu beten. 
Daraufhin klagte der Vater des Schuelers und das Verwaltungsgericht gab ihm recht. In der Begruendung hiess es, dass fuer ein friedliches Zusammenleben die Schueler lernen sollten, die religioese Überzeugung anderer zu tolerieren und zu respektieren. Die Schule koennte zudem ungestoerte Gebetsraeume schaffen und damit eine demonstrative Werbung für die eigene Religion bei anderen Schuelern verhindern. Die Schulleitung ging in Revision und das Oberverwaltungsgericht hob das vorherige Urteil auf. Die Richterin verwies auf die anderen Religionen, die auch an der Schule vertreten seien, und sah dadurch den Schulfrieden gefaehrdet.
Wenn der Schueler in der Ecke 10 minuten Breakdance gemacht haette, haette es die Schulleitung vermutlich nicht gestoert. Es ist heutzutage akzeptabel, wenn sich die Schueler in den Pausen knutschen oder rauchen, aber spirituell sollten sie nicht sein. Zumindest nicht im  muslimischen Kontext. 

Was ist dagegen einzuwenden, wenn man in den Schulen, falls erwuenscht, einen Spirituellen Raum einrichten wuerde, wo sich die Schueler jeder Glaubensrichtung in den Pausen zurueckziehen koennten, um zu beten, meditieren, oder einfach mal abzuschalten? 

In einigen Schulen gibt es Raeume, wo man Billiard oder Tischfussbal spielen kann. In meiner Nachbarschule gab es sogar eine Schul-Disco. Raucherecken wurden auch ohne Gerichtsurteile eingerichtet. Daher versteh ich dieses Urteil genausowenig, wie die aktuelle Scheindebatte um das Burka-Verbot. Man schafft sich Probleme, wo keine sind. Bei den Kreuzrittern von PI-News und anderen Paranoiden, die eine schleichende Islamisierung Europas befuerchten, wird dieses Gerichtsurteil schon als Etappensieg gefeiert. 

Zu diesem Thema gibt es auch lesenswerte Artikel in Die Zeit und news.de

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