Friday, 14 May 2010

Frau Knobloch ueber Antisemitismus und Islamophobie

Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden gab WELT ONLINE ein Interview, wo sie sich u.a. gegen den Vergleich von Antisemitismus und Islamophobie wehrt. Nachfolgend sind die hierauf Bezug nehmenden Aussagen:

WELT ONLINE: In der Öffentlichkeit werden in jüngster Zeit vermehrt Antisemitismus und die so genannten „Islamophobie“ verglichen, wenn nicht gleichgesetzt. Halten Sie das für zulässig?
Knobloch: Nein. Der Antisemitismus hat eine ganz andere Grundlage als die Islamophobie. Beide Erscheinungen bauen auf ganz anderen Voraussetzungen auf, die beide Gruppen haben. Denken Sie etwa daran, dass sich der Antisemitismus gegen Menschen gerichtet hat, die perfekt in der deutschen Gesellschaft aufgegangen waren, bis an den Rand der Aufgabe ihrer eigenen Identität. Deshalb muss man dieser Gleichsetzung entgegentreten. Es ist aber eine wichtige Aufgabe des Zentralrats, sich mit diesem Thema offen auseinanderzusetzen. Irgendwann könnten sich Islamophobie und Antisemitismus sonst vereinigen – auf der Basis des Hasses gegen das Fremde. Denn wir können Hunderte Jahre hier gelebt haben, von Antisemiten werden wir immer noch als „Fremde“ betrachtet werden.
Ich weiss nicht, ob ich Frau Knobloch richtig verstehe: Mann muss sich mit der Islamophobie auseinandersetzen, da sich das irgendwann gegen alles 'Fremde' ausrichten koennte? Heisst das, der Zentralrat sollte dem entgegentreten, weil es auch mal die Juden treffen koennte? Ich finde diese Art der Argumentation sehr 'egoistisch'. Man sollte Hetze und Diffamierungen jeder Art entgegentreten, egal ob man davon direkt betroffen ist oder nicht. Martin Niemoeller sagte dazu schon
"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."
Und was meint Frau Knobloch mit "ganz andere Grundlage"? Ist das nicht egal, ob gegen jemanden gehetzt wird, weil die Person aus der Fremde kommt, oder schon eingegliedert mitten unter 'uns' lebt? Ich bin nicht Frau Knobloch's Meinung: Ein Vergleich zwischen Islamophobie und Antisemitismus ist legitim. Frau Schiffer hatte in einem Interview sehr richtig gesagt, dass Vergleichen nicht Gleichsetzen heisst (siehe hier).
WELT ONLINE: Es gibt in der Gesellschaft sicher rassistische Stimmungen gegen Muslime. Mit der systematischen Ausgrenzung und Diskriminierung der Juden etwa im 19. Jahrhundert haben die Lebensbedingungen muslimischer Bürger in der heutigen Bundesrepublik aber doch recht wenig Ähnlichkeit?
Knobloch: Sicher nicht. Die Juden haben sich ihre Grundrechte damals ja überhaupt erst erkämpfen müssen. Die Muslime heute haben aber alle Rechte. Das ist ja der Riesenunterschied.
'Alle Rechte' muesste man schon genauer definieren. Man sieht an den heutigen Debatten, dass einige dieser Rechte zwar auf Papier geschrieben stehen, aber es bei der Umsetzung und Wahrnehmung dieser Rechte jedoch erhebliche Widerstaende gibt. Frau Knobloch sollte z.B. den Bau einer Moschee mit dem Bau einer Synagoge vergleichen. Oder sie sollte sich mal fragen, ob es der Staat zulassen wuerde, wenn eine Hetzseite wie PI-News in der Art gegen Juden hetzen wuerde, wie sie es gegen die Muslime tun. Glaubt Frau Knobloch wirklich, dass eine Person wie Necla Kelek so von den Medien umjubelt werden wuerde, wenn sie aehnliche Aussagen ueber das Judentum und die Juden machen wuerde, wie sie es ueber den Islam und die Muslime macht (siehe z.B. hier)?

Das vollstaendige Interview mit Frau Knobloch kann man hier lesen.

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