Thursday, 13 May 2010

Die Teilnehmerinnen der Islamkonferenz

In der TAZ ist heute ein Interview mit Hamideh Mohagheghi und Armina Omerika veroeffentlicht. Beide sind Teilnehmerinnen der Islamkonferenz. Hier sind die Highlights:
Mohagheghi: Für mich nicht, nein. Ich bin mit Kopftuch aufgewachsen, ich fühle mich damit wohl. Ich hatte diese Phasen, habe es mal abgesetzt, dann wieder aufgesetzt. Aber ich persönlich halte das Kopftuch nicht für ein religiöses Gebot, wie manche das tun. Diese Aussage im Koran, dass Frauen, übrigens auch Männer, sich bedecken sollen, kann man unterschiedlich interpretieren. Wenn das Kopftuch als religiöse Pflicht verstanden wird, sagt man: Die Frauen, die kein Kopftuch tragen, begehen eine Sünde. Das ist für mich problematisch.
Omerika: Ich trage ja kein Kopftuch, aber von Freundinnen weiß ich, was auch wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Dass die Motive, warum muslimische Frauen das Kopftuch tragen, vielfältig sind. Und es ärgert mich, dass das meist außer Acht gelassen wird und nur von Zwang und Unterdrückung die Rede ist.
Mohagheghi: Nach dem 11. September gab es schon komische Blicke, aber angesprochen oder gar angegriffen worden, wie es anderen passiert ist, bin ich nicht. Ich hatte ja das Glück, dass ich als Erwachsene nach Deutschland gekommen bin und fertig studiert hatte, ich musste mir nicht auf dem freien Markt einen Praktikumsplatz oder eine Arbeit suchen. Da höre ich immer wieder von Problemen.
Omerika: Wie das Kopftuch wahrgenommen wird, hängt auch davon ab, wo man ist. Im Ruhrgebiet ist es das normalste der Welt, aber in Erfurt in Thüringen, wo ich zwei Jahre gearbeitet habe, passiert es, dass eine Frau mit Kopftuch ein Taxi von der Arbeit nach Hause nimmt, weil sie sich nicht sicher fühlt. Übrigens glaube ich, dass sich die Mehrheitsgesellschaft nicht besonders dafür interessiert hat, ob muslimische Frauen unterdrückt werden, solange sie als Fabrikarbeiterinnen oder Putzfrauen gearbeitet haben. Aber als sie angefangen haben, Rechte für sich zu beanspruchen, zum Beispiel als Lehrerin, da wurde es ein Thema.
Omerika: Es wird doch schon lange über den Islam geredet, nur haben die Muslime wenig über sich selbst gesprochen. Dass sie jetzt an diesen Diskussionen teilnehmen, ist positiv, auch wenn das noch lange nicht ausreicht. Aber in welchen Zusammenhängen diskutiert wird, ist schwierig. Entweder es geht um Gewalt oder darum, dass der Islam nicht mit westlich-aufgeklärten Gesellschaften kompatibel ist. Da ist natürlich sehr viel Ignoranz und Unkenntnis im Spiel gegenüber den Reformen, die es ja seit mindestens einem Jahrhundert im Islam gegeben hat. Auf der anderen Seite führt das häufig zu einer apologetischen Haltung und einer gewissen Verklärung des Islams unter den Muslimen. Die Weise, wie die Muslime den Islam gelebt haben, ist ohnehin viel lockerer als die religiösen Vorschriften. In Bosnien-Herzegowina kann ein Mann, der regelmäßig sein Gebet verrichtet, durchaus Schnaps trinken.
Mohagheghi: Da hilft nur Bildung, auch religiöse Bildung. Huda, unser Netzwerk für muslimische Frauen, bietet seit 1997 telefonische Beratung für Frauen an; in dieser Arbeit erfahren wir immer wieder, dass noch eine Menge zu tun ist, um die Frauen davon zu überzeugen, dass es nicht Gott gewollt ist, dass sie leiden. Diese Vorstellung, dass sie durch das Leid auf dieser Welt einen Platz im Paradies erwerben, hält sie davon ab, über ihr Leben zu entscheiden. Das muss aus den Köpfen raus.
Das vollstaendige Unterview koennt ihr hier lesen.

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