Seit der Katastrophe der Oelplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexico fliesst Rohoel in Stroemen ins offene Meer. Mehrere Versuche, um das Bohrloch zu schliessen, sind fehlgeschlagen. Vielen Menschen, die an der Golfkueste wohnen, wurde die Lebensgrundlage genommen. Die Fischer koennen nicht fischen, die Tourismusbranche leidet und viele Menschen haben ihre Arbeit verloren.
Traegt BP die alleinige Schuld? Nein, das waere zu einfach. Ich will in diesem Artikel versuchen herauszukristalliseren, was die wirklichen Ursachen, und wer die wirklichen Verantwortlichen fuer dieses Desaster sind.
Um Missverstaendnissen vorzubeugen: Ich versuche nicht BP in Schutz zu nehmen. Es scheint Belege dafuer zu geben, dass BP bei der Oeplattform ein Bohrverfahren genutzt haben soll, das riskanter sei, aber sieben bis zehn Millionen Dollar billiger war als andere Verfahren. Falls BP fahrlaessig gehandelt hat, muessen die Verantworlichen bestraft werden. Und natuerlich muss BP fuer alle durch die Katastrophe entstandenen Schaeden aufkommen.
Da BP meiner Meinung nach nicht die alleinige Schuld hat, wer traegt noch die Verantwortung fuer diese Katastrophe? Es ist das oel-hungrige amerikanische Volk. Man kann BP keinen Vorwurf machen, weil es auf die Nachfrage auf dem Markt reagiert, und im Rahmen bestehender Gesetze mit Oel Geld verdient. Man mag es moegen oder nicht, aber Geld verdienen, Profit machen, so funktioniert unsere heutige Gesellschaft. Offshore-Drilling ist Dank des Segens der Gesetzgeber eine legale Angelegenheit.
Wer macht solche Gesetze? Das amerikanische Volk waehlt ihre Vertreter, die es den Oelfirmen ermoeglichen, zu Lande und zu Wasser nach Oel zu drillen, und mit grossen Schiffskontainern von ueberall auf der Welt in die USA zu transportieren. Dass Katastrophen vorprogrammierst sind, ist nicht eine Frage des Ob, sondern des Wann. Es werden sich sicher noch viele an den Oeltanker Exxon Valdez erinnern, der die Oelpest vor Alaska verursachte. Es sind noch viele solche tickende Zeitbomben auf unseren Meeren unterwegs.
Gerade die Suedstaaten, die gerne konservativ waehlen, die oel-freundliche republikanischen Politiker wie Bush, Cheney etc. an die Macht gebracht haben, sollten sich ihre Kritik an BP und der Umweltkatastrophe verkneifen. Ihnen ist die Diskriminierung von Homosexuellen bei den Wahlen ein wichtigeres Thema als eine gute Umwelt- und Energiepolitik. Wo sind denn die Investitionen in die Gruene Energie? Wo sind die Wind- und Solarparks, die Tiefseebohrungen ueberfluessig machen koennten? Was hat man seit der Katastrophe der Exxon Valdez gelernt?
Die USA hat einen Bevoelkerungsanteil von ca. 4-5 % auf diesem Planeten. Jedoch vebrauchen sie ca. 26 % der Energiereserven und fuehren somit die Liste aller Laender auf dieser Welt an (Quelle). Ein Liter Benzin kostet in den USA ca. 0,65 Euro. In Europa ist es mehr als doppelt so teuer. Auch sind die Autos in Europa energie-effizienter und verbauchen wesentlich weniger als in den USA.
Noch ein Beispiel: Wenn das amerikanische Verteidigungsministerium ein eigenes Land waere, wuerde es beim Oelverbrauch Platz 38 in der Weltrangliste einnehmen, gleich hinter den Philippinen, ein Land mit einer Bevoelkerung von ca. 90 Millionen Menschen. (Quelle)
Die Amerikaner wollen ihre konsumgesellschaftliche Lebensweise, the american way of life, nicht aufgeben. Sie wollen weiterhin guenstigen Sprit, wollen grosse Autos fahren. Es wird nicht viel in den oeffentlichen Nahverkehr investiert. Wo soll das Erdoel dafuer herkommen? Soll man weitere Kriege wie im Irak fuehren, um den Erdoelnachschub zu sichern? Wenn eine Nation so verschwenderisch mit unseren Energiereserven umgeht, so oelhungrig ist, dann muss man den Bedarf durch alle moeglichen Formen der Erschliessung decken.
Natuerlich koennte die Regierung auf der einen Seite mehr in alternative Energien investieren und durch Steuererleichterungen Investoren und Verbrauchern Anreize schaffen, und auf der anderen Seite den Erdoelkonsum verteuern, damit sich das Konsumverhalten der Gesellschaft aendert. Aber das ist leider nicht sehr populaer und kann einem Praesidenten die Wahl kosten. Die Oel-Lobby ist eine der maechtigsten Interessenverbaende in den Vereinigten Staaten.
Nein, BP trifft nicht die alleinige Schuld. Die Gesellschaft muss umdenken. Die Amerikaner sollen mit dem Heucheln aufhoeren und endlich vernuenftige Politiker waehlen, die nicht kaeuflich sind und sich auch nicht bei ihren Entscheidungen durch die Oel-Lobby beeinflussen lassen.
Geld spielt in der amerikanischen Politik eine wesentlich groessere Rolle als anderswo. Daher wird sich mittelfristig wenig aendern. Money talks, the President walks.
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