Lieber Mesut Özil!
Ich übermittele Ihnen aus Kanada vom G-8-Gipfel meinen herzlichsten Dank für Ihr Tor gegen Ghana, womit Sie mich und mein Land in das Achtelfinale gegen England geschossen haben. Ich habe soeben meinen Regierungssprecher die Mitteilung verbreiten lassen, „dass die Bundeskanzlerin“ - also ich - „dass die Bundeskanzlerin die frische Art von Herrn Özil schätzt“.
Ich möchte aber noch persönlich hinzufügen, dass ich ausnahmsweise einmal zu Hause auf meiner Couch gesessen habe und Ihren prächtigen Schuss ganz privat genießen konnte, nur ein paar Anordnungen für den G-8-Gipfel musste ich noch nebenbei treffen.
Lieber Herr Özil, als Ihre Eltern sich entschieden, aus der Türkei nach Deutschland einzuwandern, wussten sie noch nicht, wie viel sie einmal für dieses Land leisten würden. Und als Sie dann in Gelsenkirchen geboren wurden, bereitete ich gerade die deutsche Einheit vor, lernte meinen zweiten Mann kennen, er ist Physiker, die meiste Zeit forscht er, so dass ich dein Tor gegen Ghana ganz allein genießen konnte. Ich sage jetzt einfach „du“ - lass du auch in Zukunft „Bundeskanzlerin“ weg -, ich habe nämlich festgestellt, dass dein Tor eine befreiende Wirkung auf das ganze Land ausgeübt hat, von der Maas bis an die Memel und bis zur Meerenge des
Bosporus, aus der die Vorfahren Özil entstammten.
Lieber Mesut, als vorhin Barack Obama wieder seinen Arm um mich legte, da habe ich nur an dein prächtiges Tor gegen Ghana gedacht. Ihr seht euch ja auch ein bisschen ähnlich, du und Obama, dieser leichte, lockere Gang, diese stechenden Augen! Soll ich dir Obama mal vorstellen? Wäre kein Problem. Allerdings habe ich gelesen, dass deine Freundin, Anna Maria heißt sie, zum Islam konvertiert ist. Ich weiß nicht, wie die Amerikaner das finden, wenn eine Frau aus Delmenhorst zum Islam konvertiert, vielleicht müssten wir das mit Obama ohne Anna Maria machen. (Sie soll jetzt „Melek“ heißen, willst du, dass ich diesen Brief mit „Merek“ zeichne oder mit Anglek Merkut?)
Mein Minister für besondere Aufgaben, Ronald Pofalla, hat ein Gutachten über die Frau anfertigen lassen, die du, Mesut, heiraten willst. Noch ist sie mit einem Pekka Lagerblom verheiratet. Er ist Finne, und da will sie jetzt einfach zu einem Mann mit türkischen Wurzeln wechseln?, fragt Pofalla. Sie war vor dem Finnen schon mit einem Tänzer aus der Popband ihrer Schwester verheiratet. Das wäre jetzt, meint Popfalla, die dritte Ehe in ein paar Jahren! Darüber solltest du nachdenken. Es gibt flatterhafte Frauen, die unberechenbarer sind als ein WM-Ball, und sie wollen alle ins Fernsehen und dafür gehen sie sogar von Finnland bis an den Bosporus, obwohl sie nach Delmenhorst gehören!
Wenn du Fragen hast, was die Ehe betrifft, mail mir an meinen Privataccount: angie@freenet.de. Ich muss jetzt mit zum Staatsbankett, Berlusconi und Sarkozy klopfen schon an die Tür meiner Suite.
Deine „Anglek Merkut“
PS: Und gegen England schießt du den Elfmeter, Mesut. Du hast den strammsten Schuss!
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