Sunday 6 June 2010

Muslime: Je glaeubiger, desto gewalttaetiger?

In den letzten Tagen berichten die Medien ueber eine Studie des Forschungsprojekt des Bundesinnenministeriums und des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), das von dem Kriminologen Christian Pfeiffer geleitet wird.

Die Studie besagt u.a., dass die Gewaltbereitschaft bei den Muslimen zunimmt, je glaeubiger sie werden. Mit Schlagzeilen, wie zum Beispiel Allah macht hart und Glaeubige Muslime sind deutlich gewaltbereiter, schlachten die Medien das Thema nun aus, teilweise unter dem Motto "Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefaelscht hast". Rechte Hetzblogs wie PI freuen sich, da solche Verdrehungen und Verallgemeinerungen zu ihrer Existensberechtigung beitragen.

Ausgeglichene Kommentare sind dagegen in der deutschen Medienlandschaft schwerer zu finden. Dennoch bin ich bei RP-Online's Opinio fuendig geworden. Hier ist ein Auszug:
[...]Denn was heißt streng religiös im islamischen Kontext? Fünfmal am Tag beten, am Freitag in die Moschee gehen und im Ramadan zu fasten? Ach herrje, wer's glaubt wird selig, denn ein praktizierender Muslim würde dies wohl eher als „leicht religiös“ bezeichnen. Streng religiös im islamischem Kontext bedeutet intensiv auf die Gebote und Verbote wert zu legen und sich weiterzubilden. Nach einer Studie sind in Deutschland nur 5-10% den Muslimen zuzuordnen, die sich auch intensiv mit ihrer Religion beschäftigen. 
Naja, zugegeben, die muslimischen Jugendlichen brüsten sich heute des öfteren damit, dass sie Muslime seien. Doch die anderen werden sie eher als Maulhelden, Freitagsmuslime, oder gar Heuchler abstempeln. 
Denn man fragt sich schon, wie ein Muslim sich als „streng religiös“ bezeichnen kann, wenn er vor der Ehe Sex hat, klaut und raubt. Keine Kenntnis der Religion dürfte wohl bei solchen Aussagen und Taten eher der Grund sein. Und wenn man so bitterböse sein darf, so sollte man in Deutschland für die Muslime saudische Verhältnisse in der Strafgesetzgebung einführen. Wenn diese „Streng-Religiösen“ dann eine Hand weniger für den Diebstahl haben, dürften sie sich nur noch als „unwissende Muslime“ ansehen. 
Ich kann dem Autor nur zustimmen. Auch bei anderen kriminellen Gangs ist festzustellen, dass sie sich fuer religioes halten, obwohl sie Taten begehen, die im krassen Gegensatz zu ihrer Religion stehen (die katholische Mafia, oder die Latino- und AfricanAmerican-Gangs in den USA, die grosse Kreuze tragen und regelmaessig zum Beten in die Kirche gehen. Teilweise beten sie sogar vor ihren Taten und bitten um Gottes Beistand).  Bei diesen Beispielen wuerde man auch nicht einen Zusammenhang zwischen Religioesitaet und Gewaltbereitschaft herstellen.

Zur Klarstellung: Ich stelle nicht in Zweifel, dass die Gewaltbereitschaft unter Migranten evtl. hoeher ist. Aber ich bezweifele, dass es mit ihrer Religion zusammenhaengt. Es wird mit keinem Wort ein evtl. Zusammenhang zwischen der steigenden Gewaltbereitschaft, und der vorherschenden Islamfeindlichkeit (die auch in der buergerlichen Mitte angekommen ist) und die daraus folgenden Ausgrenzungen, Diffamierungen und Hetze (z.B. PI-News) erwaehnt. Ich kann mir vorstellen, dass die Hemschwelle zuzuschlagen leider erheblich geringer geworden ist, seitdem die Muslime immer wieder mit "Ihr Muslime..." konfrontiert werden. 

Wo man noch frueher von Arabern und Tuerken gesprochen hat, benutzt man das seit 9/11 in Mode gekommene Einheitsbrei-Wort 'Muslime'. Es wird nicht mehr von sozialen Problemen oder den kulturellen Begebenheiten ihrer Herkunftslaender gesprochen, sondern versucht, die Defizite ausschliesslich mit der Religion zu begruenden (siehe Necla Kelek).

Was nicht passt, wird passend gemacht. Das sieht man auch deutlich daran, dass sich manche dieser Kritiker auf das heilige Buch der Muslime stuerzen, und die 'gewaltfoerdernden' Aussagen aus dem Kontext zitieren, waehrend sie die friedlichen Verse nicht erwaehnen. Im Gegenzug dazu werden aus der Bibel zum Beispiel nur die friedlichen Aussagen hervorgehoben. Das alleine reicht schon, um an den Intentionen dieser  Kritiker zu zweifeln.

3 comments:

Marti said...

Woher kommt die Gewalt von Muslimen?

Nach klassischem islamischen Recht sind "Blut" (dam) und "Gut" (mal) von Nichtmuslimen nicht geschützt. Ihr Blut darf sünd- und straflos vergossen werden, ihr Gut darf ihnen von Muslimen genommen werden.

Wenn sie den Muslimen demütig eine Kopfsteuer (dschizya) zahlen, können sich sich für ein Jahr ein Recht auf Schutz erkaufen.

Nur Juden und Christen haben diese Möglichkeit. Atheisten, Polytheisten, Dualisten und andere, wie etwa Buddhisten, haben diese Möglichkeit nicht.

Die Normen sind nach feststehenden und stringenten Regeln (usul al-fiqh) aus der göttlichen Offenbarung (Koran und Sunna) abgeleitet und gelten als gottgegeben und unveränderlich.

Eine Unterscheidung zwischen Recht und Moral kennt der orthodoxe Islam nicht. Die oben genannten Gesetzesregeln sind folglich gleichzeitig auch moralische Richtlinien.

Dybth said...

Marti,

..und das wissen sicher auch die 14-16 jaehrigen muslimischen Schueler in Deutschland, deswegen sind sie auch so gewaltaetig? Sicher weiss jeder 'muslimische' Diskoschlaeger, der sich betrinkt, Sex vor der Ehe hat, nicht betet und nicht fastet und sich auch sonst nicht an seinen Glauben haelt, ueber 'usul al-fiqh' und andere islamische Weisheiten bescheid,

Im Grunde genommen fragen diese Kinder ihre Opfer zuerst, ob Sie Juden, Christen oder Atheisten sind, bevor sie zuschlagen?

Warum sind es strengglaeubige Malayen und Indonesier nicht? Oder wissen die etwa nicht, was Du behauptest, zu wissen? Oder vielleicht gehorchen sie ja einfach ihrem Allah nicht?

Woher kam die Gewalt der Christen? Wenn ich 'nach klassischem Recht' mir die Bibel anschaue, und herauspicke und mir es so verbiege, wie Du es oben gemacht hast, dann kann ich die Kreuzzuege, Hexenverbrennungen und alle anderen Greueltaten auch damit erklaeren?

Sorry, aber deine Aussagen sind sehr realitaetsfern.

Gruss,

Dybth

Anonymous said...

Das sind diese ganzen Debatten doch irgendwie generell. Religion ist immer etwas Lebendiges, das den gegenwärtigen Zuständen angepasst werden muss. Sie beinhalten ein konservatives Element, da sie sich auf ein Regelsystem beziehen, was ihnen von Kritikern als "Gestrigkeit" ausgelegt wird; sie werden aber andererseits auch immer an die gegebenen gesellschaftlichen Realitäten angepasst. Deswegen gibt es so unterschiedliche Formen des Islam, wie es auch mit den Christentümern der Fall ist. Ironischerweise sind es die Kritiker, die mit ihren Verweisen auf eine streng wortgemäße Auslegung pochen (und selbst die ist ja selten eindeutig), und keine Realitäten gelten lassen wollen. Aber zum Thema Religion bedarf es keiner Kenntnisse, eine Meinung zu haben bedeutet für viele Qualifikation genug, aber sie sprechen darüber hinaus jedem mit Kenntnis der Materie die Argumente als relativierend ab. Wirklich nervenaufreibend ...