Saturday 3 April 2010

Der Moslem-Bubi und das Christen-Kind

Am 16. März hat der ZÜNDFUNK vom Bayerischen Rundfunk ins Café der Münchner Muffathalle zur Podiumsdiskussion geladen um über Ängste und Ressentiment zu diskutieren, die das Bild und die aktuelle Diskussion um den Islam prägen. Woher kommt das Unbehagen vor dem Islam? [...]

Auf dem Podium waren u.a.: Yasemin Shooman arbeitet an der TU Berlin am Zentrum für Antisemitismus-Forschung. Und schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit über islam- und muslimfeindliche Diskurse in Deutschland. [...]

Der folgende Wortwechsel war der Highlight aus dem dritten Teil der Sendung fuer mich:
Eine Zuschauerin: Jetzt will ich Ihnen kurz mal was erzaehlen. Das ist vor 4 Wochen hier in Muenchen passiert. Und zwar eine Frau in etwa meines Alters hat sehr freundlich muslimische Jugendliche auf etwas hingewiesen, was nicht in Ordnung war. Und was glauben Sie was die Reaktion war: "Was willst Du denn eigentlich. Du bist doch eine dumme Frau". Die Frau hat sich umgedreht und ist gegangen. Und zu mir hat sie dann gesagt: "Also, das ist ja eine Unverschaemtheit. Was muss ich mir in diesem Land bieten lassen? Ich habe eine Berufsausbildung, ich hab mein Leben gearbeitet, meine Rente verdient, und die..." damit hat sie die Moslems gemeint " diejenigen ... die nicht bei der Arbeit waren, die schaffen nicht mal die Grundschule, die gehen nicht zur Arbeit, die lassen sich von uns aushalten"
Und das hab ich jetzt deshalb gesagt als Appell an Sie: Erziehen Sie bitte Ihre Kinder besserr (Gelaechter im Publikum) Wir sind hier gleichberechtigt. Wir Frauen haben die gleichen Rechte wie die Maenner. Wir lassen uns nicht von so einem Moslem-Bubi, der nicht mal den Hauptschulabschluss schafft, lassen wir uns wirklich nicht...
Yasemin Shooman: Das ist ganz interessant, weil das Beispiel, was Sie nennen, etwas von Wahrnehmung beschreibt. Naehmlich, dass diese Jugendlichen als Muslime wahrgenommen werden, und als solche von Ihnen beschrieben werden, deutet ja an, dass Sie der Meinung sind, das Muslimsein sei verantwortlich fuer dieses Verhalten. Sprich, diese Jugendlichen seien einzig und allein durch ihre Religionszugehoerigkeit, die auch erstmal nur unterstellt wird aufgrund des Aussehens, denn sie haben sich ja wahrscheinlich nicht vorgestellt und ein Glaubensbekenntnis abgegeben, sondern aufgrund des Aussehens, und auf Seiten wie PoliticallyIncorrect - wir haben ja hier heute einige Vertreter da - wird also aufgrund des Namens oft alleine Fehlverhalten von Menschen, die dann Muhammed, oder Ali, oder Aisha heissen, wird als muslimisches Verhalten dargestellt.
Jetzt will ich Ihnen sagen, warum das problematisch ist. Bei Menschen, die getauft sind, gehen wir nicht automatisch davon aus, dass jegliche soziale Verhalten von ihnen mit dem Christentum in Verbindung zu bringen ist. Und insofern, wenn Sie von Jugendlichen sprechen, die irgendwie kiffen, Alkohol trinken, sich pruegeln, und sich sozusagen wie Ghettokids auffuehren - ich glaube es gibt keinen in diesem Raum, der findet, dass das ein akkurates soziales Verhalten ist - aber Sie deuten das, indem wie Sie das dargestellt haben, beziehen Sie es auf eine Gruppe/Kollektiv, und unterstellen ein Kollektiv-Charakter. Das bedeutet, alle Muslime muessen sich dazu verhalten, was Sie sozusagen als Beispiel fuer muslimisches Verhalten darbieten.
Und das ist eine kulturrassischte Argumentationsweise [...] Menschliches Verhalten ist doch sehr komplex. Sie koennen doch nicht sagen, dass das soziale Verhalten davon determiniert wird, was in einer heiligen Schrift drin steht [...]

Die 3-teilige Radiosendung habe ich in der Mediathek unter dem Titel Was praegt unser Bild vom Islam abgelegt.

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