Monday 19 April 2010

Die Demo hatte etwas von einer Realsatire

Wie bereits in meinem Artikel Eine vom aussterben bedrohte Art berichtet, fand am Samstag eine Demo zur Unterstuetzung von Geert Wilders in Berlin statt. Hierzu hat auch Telepolis einen guten Artikel mit dem Titel Deutsche Islamkritiker stellen sich hinter den holländischen Rechtspopulisten Geerd Wilders veroeffentlicht. Hier sind einige Auszuege:
Stell Dir vor, es gibt eine große Demonstration für den größten Verteidiger der freien Rede in ganz Europa, und keiner geht hin – so ähnlich müssen die vereinzelten Anhänger des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders die Demonstration erlebt haben, die am Samstag vor der niederländischen Botschaft in Berlin stattfand. Auf der Veranstaltung, die die rechtsgerichtete Bürgerbewegung Pax Europa angemeldet hatte sollte ein Zeichen gegen den "politischen Prozess" gegen Geert Wilders gesetzt werden.
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Konkret wird Wilders vorgeworfen, Menschen muslimischen Glaubens beleidigt zu haben, Hass gegen nicht-westliche Migranten und Muslime gestreut zu haben, sowie dass er zu diskriminierendem Verhalten gegen diese Gruppen aufgerufen hätte. Die Anklageschrift führt an die hundert Zitate von Wilders Aussprüchen auf, die er in niederländischen Tageszeitungen, im Internet, unter anderem auf der Homepage seiner Partei, und durch eigene Veröffentlichungen wie seiner islamkritischen "Dokumentation" Fitna (zu deutsch: Aufruhr) veröffentlicht hatte. Zu den brisantesten Äußerungen gehört die Aussage, dass der Koran wie das "Mein Kampf" einer Religion sei, die Nicht-Muslime als minderwertige Menschen und ungläubige Hunde betrachten würde. Auch dass der "Tsunami der Islamisierung" gestoppt werden müsse, gehört zu einer seiner aufrührenden Parolen[...]
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In Deutschland jedoch kann Wilders seine Anhänger offenbar noch nicht sonderlich gut mobilisieren. Bei der Demonstration am Samstag, zu der neben Pax Europa auch der Blog Politically Incorrect aufgerufen hatte, kamen statt der erwarteten 500 gerade einmal 120 Teilnehmer, die auf dem ohnehin schon kleinen Areal an der niederländischen Botschaft recht locker vor der aufgebauten Bühne standen und den geladenen Rednern zuhörten. Im Forum zur Liveübertragung der Veranstaltung beklagte sich ein Demo-Teilnehmer, dass fast mehr Polizeiwannen als Teilnehmer da gewesen seien, was der Realität doch recht nah kommt. Die Redner hingegen schwärmten durchweg von den zahlreich angereisten Demonstranten aus ganz Europa, was angesichts der überschaubaren Menge vor der Bühne viel von einer Realsatire hatte.
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Wie wenig die Islamkritiker zu sagen haben, demonstrierte unfreiwillig der Gründer von PI, Stefan Herre. Viel mehr, als dass Wilders ein Mann sei, um den die Welt die Niederlande beneide, und dass er ihn gerne als Ministerpräsidenten sehen würde, war von dem Polit-Blogger nicht zu hören. Herre selbst ist in der Szene ebenfalls eine Identifikationsfigur, oder wie man auf der Demo sagte: ein kleiner Geert Wilders. Ein solcher war jeder, der sich aufgerafft hatte, den Samstagnachmittag an der niederländischen Botschaft zu verbringen und gegen den "islamischen Terror", die Versuche, Europa zu "islamisieren", zu protestieren – den Anwesenden schien es weniger darum zu gehen, eine politische Botschaft zu vermitteln, als darum, sich in ihrer Ansicht selbst zu bestätigen. Wohl nicht ohne Grund attestierte PI-Aussteiger Jens von Wichtingen dem Blog sektenhafte Züge.
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Einig waren sich alle jedoch darin, dass der Islam eine geschlossene Ideologie darstellt, die möglichst weit weg von Europa gehalten werden solle. Unterschiedliche Strömungen im Islam, auch Kritik von Moslems an Fundamentalisten aus den eigenen Reihen, möchte man nicht wahrhaben, da hinter dem Islam eine totalitäre Ideologie stecke, die die christliche europäische Kultur auszulöschen drohe. Der ehemalige CDU-Politiker, der schon am Rande einer früheren Pax Europa-Demo von Islamisierung in Berlin sprach, schürte mit drastischen Worten die Angst vor dem Islam. Er wolle nicht, dass eines Tages in den Geschichtsbüchern steht, "in einer Zeit, als Europa noch christlich war", sagte Stadtkewitz. Er wolle, dass auch die Kinder in diesem Land noch in Freiheit leben können.

Die wenigen Demonstranten sind von solchen politisch inkorrekten "Wahrheiten" begeistert. Zum Abschluss ergreift Swietlik noch einmal das Wort und geißelt den Prozess gegen Wilders als linksgrüne Gesinnungsdiktatur. "Kriechtiere und Amöben" steuerten uns sehenden Auges in die Katastrophe, so Swietlik. Aber immerhin: "Wir sind die Guten, wir tun was!"

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