Monday 26 April 2010

Die gewichtige Stimme des Younes Ouaqasse

Selbst die Aussagen von Younes Ouaqasse (Jahrgang 1988), Bundesvorsitzender der CDU-Nachwuchsorganisation Schueler-Union, sind es wert, im neunen Streit um die designierte Ministerin Oezkan in den Mainstream-Medien abgedruckt zu werden. Focus berichtet:
[...]
Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) müsse auf ihre Ernennung verzichten, sagte der Bundesvorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation Schüler-Union, Younes Ouaqasse, der „Bild“-Zeitung vom Montag. „Durch Aussagen wie jene von Frau Özkan verlieren die Volksparteien CDU und CSU ihre Glaubwürdigkeit und damit ihren Rückhalt in der Bevölkerung.“

Ouaqasse bezog sich unter anderem auf eine Äußerung Özkans im Focus: Die türkischstämmige designierte Ministerin hatte gesagt, christliche Symbole gehörten nicht an staatliche Schulen. Ein Kind müsse selbst entscheiden können, wie es sich religiös orientiere. Darum hätten auch Kopftücher in Klassenzimmern nichts zu suchen, so Özkan.

Dazu erklärte Ouaqasse: „Diese Frau hat ihre Kompetenzen überschritten, deshalb darf sie am Dienstag nicht zur Ministerin ernannt werden.“
[...]
In Wikipedia lesen wir ueber den jungen Mann:
[...]
Ouaqasse ist gläubiger Muslim, islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen lehnt er aber strikt ab, da dieser die Integration von Muslimen in Deutschland verhindere. Im Zusammenhang mit dem Volksbegehren Pro Reli betonte Ouaqasse die zentrale und essentielle Aufgabe des staatlichen Religionsunterrichts bei der Vermittlung von Toleranz und Aufklärung über fremde Kulturen. Auch fordert er neben dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht eine stärkere Betonung des Ethik-Unterrichts an Schulen, damit Jugendliche gemeinsam unterschiedliche Religionen kennenlernen und einen interreligiösen Dialog führen können. Ouaqasse befürwortet außerdem eine staatliche Kontrolle von Moscheen, um islamistischem Terrorismus entgegenzutreten und vorzubeugen.[...]
Unterdessen raet Wowereit zum SPD-Eintritt
[...] Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Klaus Wowereit sieht in der Berufung Özkans zur niedersächsischen Sozialministerin bloß „reine Symbolpolitik“ der Union. Die Debatten über den EU-Beitritt der Türkei oder die doppelte Staatsbürgerschaft machten deutlich, wie die wirkliche Haltung der Christdemokraten in der Ausländer- und Integrationspolitik sei. Die Union sei daher „noch nicht reif“ für eine türkischstämmige Ministerin. [...]

2 comments:

Anonymous said...

Tja, die Union ist da in einer taktisch/strategischen Zwickmühle.

Die große Mehrheit ihrer Wähler sind Menschen über 60 Jahre mit starker konfessioneller Bindung an die christlichen Kirchen aus ländlichen Gebieten (bei den Katholiken erreicht die Union in dieser Altersgruppe immer noch hohe Wähleranteile von bis zu 75%). Unter jungen gut ausgebildeten Frauen in Städten - gar mit Migrationshintergrund - ist der Unionswählerinnenanteil verschwind gering.

Nur sterben die nach und nach weg. Und was von unten nachwächst, ist eher weniger konfessionell gebunden oder gehört gar anderen Religionsgruppen an.

Also holt man Frau Özkan, um sich neue Wählerschichten zu erschließen. Was natürlich der Stammwählerschaft nicht behagt.

Ein interessantes Dilemma.

Dybth said...

Jetzt gehts unter die Guertellinie:
Der Trierer Sozialethiker Wolfgang Ockenfels, ebenfalls CDU-Mitglied, kritisierte Wulff hingegen scharf. „Er hätte sich vor der Ernennung Ökzans zur Ministerin gründlicher über deren Haltung informieren sollen“, sagte Ockenfels der „Rheinischen Post“. Frau Ökzan kenne offenbar nicht einmal das CDU-Parteiprogramm. Der frühere bayerische Wissenschaftsminister und Vorsitzende des Arbeitskreises Christsoziale Katholiken (CSK), Thomas Goppel, empfahl der Deutsch-Türkin ein Studium des Grundgesetzes. Dieses sei, so Goppel gegenüber der „Rheinischen Post“, nach der Nazi-Barbarei mit ausdrücklicher Rückbesinnung auf das christliche Menschenbild verabschiedet worden.

http://www.focus.de/politik/deutschland/neue-kruzifixdebatte-christliche-politiker-verteufeln-oezkan-vorschlag_aid_502191.html